Zur AMD-Kritik am BAPCo SYSmark 2014

In einem YouTube-Video behaupten AMD-Mitarbeiter, der Windows-Benchmark BAPCo SYSmark 2014 bilde die Leistungsfähigkeit von AMD-Prozessoren nicht realistisch ab. Aber welcher Benchmark tut das überhaupt?

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Zur AMD-Kritik am BAPCo SYSmark 2014
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Inhaltsverzeichnis

Um CPU-, GPU-, PC- und Server-Benchmarks gibt es Streit, seit es solche Benchmarks gibt. Um den BAPCo SYSmark

zanken sich AMD und Intel aber schon besonders lange

Zum Beleg dieser These führt AMD einen Teil des PCMark 8 an sowie Messungen mit eigenen Skripten, die Office-Anwendungen arbeiten lassen. Bei diesen Office-Messungen ist ein Notebook mit Core i5-5200U nur 4,6 Prozent schneller als ein Notebook mit AMD Pro A12-8800B (61 statt 64 Sekunden). Im PCMark 8 v2 Work Accelerated liegt der Core i5-5200U um 7,4 Prozent vor einem AMD FX-8800P, der weitgehend dem Pro A12-8800B entspricht (4199 vs. 3908 Punkte). Im BAPCo SYSmark 2014 liegt die Intel-CPU jedoch um 50 Prozent vorne, nämlich mit 987 statt 659 Punkten.

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Die AMD-Mitarbeiter schließen daraus, dass der SYSmark 2014 keine realistischen Szenarien für die Messung verwendet, also die tatsächliche oder in der Praxis nutzbare Leistungsfähigkeit der Systeme nicht darstellt. Doch über diese Interpretation kann man wiederum trefflich streiten, denn jeder Benchmark misst nun einmal nur seine eigene "Workload". Diese dürfte nur in seltenen Fällen die individuelle Nutzungsweise des PC durch seinen Besitzers ganz genau modellieren.

In c't 25/2014 hat die c't-Redaktion eine Reihe von Prozessoren mit BAPCo SYSmark 2014 und PCMark 8 v2 verglichen. Damals waren Core i5-5200U und AMD FX-8800P noch nicht auf dem Markt, aber Desktop-PC-Vorgänger mit jeweils ähnlicher Mikroarchitektur, beispielsweise Core i5-4460 und AMD A10-7850K.

BAPCo SYSmark 2014, PCMark Work 8 v2 (Accelerated) und Cinebench R15 Single-Thread im Vergleich auf älteren AMD- und Intel-Prozessoren.

Tatsächlich schnitt auch in diesem Vergleich der Intel-Prozessor im SYSmark 2014 deutlich besser ab. Das liegt zu einem erheblichen Teil daran, dass er mit Code, der nur einen oder wenige CPU-Kerne nutzt, eine viel höhere Rechenleistung liefert als aktuelle AMD-Prozessoren. Das zeigt der Vergleich mit einem anderen (Teil-)Benchmark, nämlich dem CPU-Teil des Cinebench R15 in der Single-Thread-Variante.

Der PCMark 8 Work Accelerated bezieht per OpenCL-Beschleunigung die Rechenleistung der integrierten GPU mit ein, sowohl bei AMD- als auch bei Intel-Prozessoren. Kein Wunder, dass die Accelerated-Version des PCMark 8 Work dem AMD-Prozessor eine vergleichsweise höhere Leistung bescheinigt als die Nicht-Accelerated-Version. Beim damals vermessenen Intel-Prozessor war es aber umgekehrt, der konnte den OpenCL-Code nur langsamer verarbeiten als den ohne OpenCL. Seinerzeit übernahm der AMD-Chip deshalb sogar die Führung im PCMark 8 Work Accelerated – bei heutigen Intel-CPUs sind leistungsfähigere GPUs enthalten.

Ein Kommentar von Christof Windeck

Christof Windeck (ciw) schreibt für c't und heise online über PC- und Server-Hardware. Er kam nach einem Studium der Elektrotechnik und sieben Jahren in einem kleinen Industriebetrieb 1999 zur c't und ist heute leitender Redakteur des Ressorts PC-Hardware.

Dieses Ergebnis wirft allerdings selbst Fragen auf: Wie verbreitet ist OpenCL-Code beispielsweise in aktuellen Office-Versionen und welche Nutzer verwenden gerade diese beschleunigten Funktionen? Andererseits muss man sich diese Frage auch für Single-Thread-Code stellen – nach Erfahrung der c't-Redaktion ist er aber noch immer recht verbreitet.

Letztlich helfen auch die Office-Skripte von AMD nur eingeschränkt bei der Systemwahl: Wenn die beiden Notebooks mit unterschiedlichen Prozessoren so ähnlich schnell sind, ist der Einfluss der CPU auf diesen Benchmark womöglich gering. Dann wiederum können Käufer auch gleich einen schwächeren, viel billigeren Prozessor nehmen.

Was die AMD-Mitarbeiter ebenfalls nicht konkret erwähnen: Die Spreizung der Punktzahl zwischen langsamen und viel leistungsfähigeren Prozessoren ist beim PCMark 8 insgesamt deutlich geringer als beim BAPCo SYSmark 2014. Im PCMark 8 Work ohne OpenCL-Code liefert beispielsweise der mächtige Hexa-Core Core i7-5960X rund 3500 Punkte, der Billigheimer Celeron J1900 aber auch schon etwa 1800 Punkte. Somit muss man sich auch beim PCMark 8 fragen, ob er das ganze Potenzial schneller Prozessoren wirklich ausschöpft.

Am Ende ist man kaum schlauer: Jeder Benchmark steht vor allem für sich selbst. Welche Aussage ein Benchmark-Wert also für die individuelle Nutzungsweise eines Rechners liefert, lässt sich nur schwer allgemein beantworten. Daher ist es sinnvoll, die Ergebnisse mehrerer Benchmarks zu verwenden.

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(ciw)