Digitale Spiegelreflexkamera: Canons neues Flaggschiff EOS-1D X Mark II

Die neue Profikamera von Canon stellt mit einer Serienbildrate von maximal 16 Bildern pro Sekunde einen neuen Geschwindigkeitsrekord bei DSLRs auf. Aber auch sonst hat sich einiges unter der Haube getan.

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Canon EOS-1D X Mark II

(Bild: Canon)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Peter Nonhoff-Arps
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Schneller, weiter, höher: Canon stellt die zweite Version (Mark II) seines Profi-Flaggschiffs EOS-1D X vor, und es ist in der Tat noch einmal schneller geworden. Die EOS-1D X Mark II liefert nun Reihenaufnahmen mit bis zu 16 Bildern pro Sekunde. Erweitert hat sich die Auflösung des Kleinbildsensors von zuvor 18,1 Megapixel auf 20,2 Megapixel. Und höher ist sie auch geworden. Oben in einer kleinen Beule im Blitzschuh steckt nun ein GPS-Modul.

Canon EOS-1D X Mark II (10 Bilder)

Canon hat die Serienbildrate bei der EOS-1D X Mark II von 12 auf 14 Bilder pro Sekunde inklusive Autofokusnachführung erhöht.
(Bild: Canon)

Aber der Reihe nach: Es handelt sich um einen Dualpixel-Vollformatsensor. Diese Technik arbeitet auch bereits in den APS-C-Modellen Canon EOS 70D und 7D Mark II. Sein Dynamikumfang soll verbessert worden sein, indem die A/D-Wandelstufe mit auf dem Sensormodul integriert wurde. Der Empfindlichkeitsbereich ist jedoch geblieben. Er reicht von ISO 100 bis ISO 51.200 und lässt sich auf einen Bereich von ISO 50 bis ISO 409.600 (H3) erweitern. Damit folgt Canon nicht dem ISO-Wahn der kürzlich vorgestellten Nikon D5, die sich bis ISO 3.280.000 (H5) pushen lässt.

Der Phasen-AF-Sensor bietet nach wie vor 61 Messfelder, von denen 41 als Dual-Kreuzsensoren ausgelegt sind, das System fokussiert bis zu -3 LW. Neu ist die zugehörige Optik. Sie ermöglicht es jetzt, alle 61 Messfelder bis zu einer Objektivlichtstärke von f/8.0 zu verwenden, wie sie etwa ein EF 100-400 f/4.0-5.6L IS II USM in Kombination mit einem 1,4x-Konverter bietet. Damit lassen sich selbst die äußeren Messfelder mit Nachführautofokus nutzen. Der erweiterte AI Servo AF III+ bietet nun für die unterschiedlichen "AF-Cases" eine Art Lernfähigkeit. Diese soll die Nachführgenauigkeit erhöhen und damit die Trefferquote des Autofokus in unterschiedlichen Szenarien verbessern.

Der hochgeklappte Spiegel gibt den Blick auf den neuen Vollformat-Sensor mit Dualpixel-Technik der Canon EOS-1D X Mark II frei.

(Bild: Canon)

Mit einer Serienbildrate von 14 Bilder pro Sekunde inklusive Autofokus-Nachführung nimmt die EOS-1D X Mark II für sich in Anspruch, die derzeit schnellste DSLR am Markt zu sein. Diese hohe Geschwindigkeit erreicht sie aber nur bis zu einer maximalen Belichtungsdauer von 1/1600 s und mit dem neuen Akku. Bis zu 170 Raw-Bilder sollen sich bei dieser Bildrate wegschreiben lassen. Bei auf zwölf Bilder reduzierter Bildrate sollen es 500 Bilder sein. Weitere Voraussetzung ist eine eingesetzte CFast-Speicherkarte, die einen höheren Datendurchsatz (Schreibgeschwinigkeiten bis 440 MByte/s) ermöglicht. Die Kamera besitzt nur noch einen herkömmlichen CF-Schacht sowie einen zweiten für die schnellen CFast-2.0-Karten. Die sind zwar ähnlich groß wie CF-Karten, haben jedoch einen anderen Anschluss. Nikon setzt bei der D5 komplett auf die etwas kleineren XQD-Karten und bringt davon zwei Schächte im Gehäuse unter.

Um das enorme Datenaufkommen zu bewältigen, nutzt die Canon-Kamera zwei Prozessoren vom Typ Dual DIGIC 6+. Das Plus steht für eine Verdopplung der Kerne gegenüber der Normalversion. Die Prozessorleistung ermöglicht es, selbst bei höchster Serienbildrate in die JPEGs direkt die gewählten Objektivkorrekturen mit einzurechnen.

Das Gehäuse der Canon EOS-1D X Mark II soll etwas schlanker, der Griffwulst dafür aber etwas ausgeprägter ausgeformt sein als bei der Vorgängerin.

(Bild: Canon)

Ein weiterer DIGIC-6-Prozessor steckt im Modul für die Belichtungsmessung, das mit 360.000 effektiven RGB+IR-Pixeln arbeitet und mit seiner Motiv- und Gesichtserkennung den Autofokus unterstützt. Dieses Modul übernimmt auch die Flackererkennung im Zusammenhang mit hochfrequent leuchtenden Leuchtstofflampen und sorgt für gleichbleibend ausgeleuchtete Bilder auch bei Kunstlicht.

Schließlich hat Canon noch die Spiegeleinheit überarbeitet. Ein zweiter Motor ist allein für die Verschlusssteuerung zuständig, um die Serienbildrate zu erhöhen. Die verbesserte Dämpfung hilft gleichzeitig, die Auslösegeräusche zu verringern. Im Live-View-Betrieb – also bei hochgeklapptem Spiegel – und One-Shot-AF erreicht die EOS-1D X Mark II sogar 16 Bilder pro Sekunde.

Mit Einführung der EOS-1D X Mark II wird es keine spezielle C-Version der 1D für Video-Aufnahmen mehr geben. Stattdessen hat Canon alle Video-Fähigkeiten der C-Ausfühung in die Mark II integriert. Sie bietet 4k-Videoaufnahmen mit 4096 × 2160 Bildpunkten und bis zu 60 fps. Auch hierfür ist eine CFast-2.0-Karte erforderlich. Auf einen externen Recorder kann die Mark II im Unterschied zu Nikons D5 die Aufnahmen allerdings nicht ausgeben. Aus den 4k-Aufnahmen können Fotografen im Nachhinein 8,8-Megapixel-Bilder extrahieren. Full-HD-Aufnahmen sollen für Zeitlupen-Sequenzen (Slowmotion) sogar mit bis zu 120 fps möglich sein.

Die Dual-Pixel-Technik des CMOS-Sensors soll einen schnellen kontinuierlichen Nachführ-Autofokus ermöglichen. Über die Touchfunktion des Displays kann man zudem den AF-Bereich mit dem Finger verschieben. Dies klappt auch bei Fotoaufnahmen per Live-View. Die Touch-Funktion ist auch bei der Lupenfunktion aktiv, nicht jedoch beim Fotografieren mit Blick durch den Sucher.

Oben in dem kleinen Wulst des Blitzschuhs der Canon EOS-1D X Mark II soll die GPS-Antenne untergebracht sein

(Bild: Canon)

Für die Tonaufzeichnung und -wiedergabe hat die EOS-1D X Mark II nun neben einem Stereo-Mikrofonanschluss (umschaltbar auf Line-Pegel) einen weiteren für einen Stereokopfhörer. Zur Datenübertragung gibt es neben einer USB-3.0-Buchse eine weiter für LAN. Für WLAN benötigen Fotografen weiterhin einen Wireless File Transmitter. Der neue WFT-E8 arbeitet nach dem Standard 802.11 ac (5-GHz-Band) und unterstützt den sicheren File-Transfer FTPS.

Erstmalig hat Canon in die EOS-1-Serie ein GPS-Modul verbaut. Es steckt im Blitzschuhadapter. Es versieht nicht nur alle Aufnahmen mit den GPS-Koordinaten, sondern kann auch die Kamera-Uhr mit der GPS-Zeit synchronisieren. Das Gehäuse aus einer Magnesiumlegierung soll etwas weniger ausladend sein, der Griffwulst dafür etwas ausgeprägter. Die Bodenplatte soll nun so stabil sein, dass man damit Nägel in die Wand schlagen könnte.

Der Preis steht noch nicht endgültig fest, er soll sich aber um 6300 Euro bewegen. Die EOS-1D X Mark II wird vorraussichtlich ab Mai im Handel erhältlich sein. (pen)