Top Level Domain .swiss: Neuland mit staatlichen "Namenszuteilungsmandaten"

Das Schweizer Bundesamt für Kommunikation feiert den Start der Top Level Domain .swiss. Experten zeigen sich aber skeptisch: Eine .swiss Domain wird erst nach komplizierten Prüfverfahren zugeteilt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 56 Kommentare lesen
Schweiz: .swiss-Domains, komplizierte Registry-Verfahren per default
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Monika Ermert
Inhaltsverzeichnis

Perfekt soll sie sein, die neue .swiss-Top-Level-Domain des Schweizer Bundesamts für Kommunikation (Bakom). Davon ist zumindest das Bakom überzeugt. Das Fachpublikum beim Domain pulse Forum in Lausanne war da anderer Meinung. 59 Prozent der Konkurrenten von den traditionellen Länderregistries teilten per Voting-App mit, sie rechneten nicht mit einem Erfolg für die .swiss-Registry.

Bedenken könnten aufgekommen sein, da die Registrierungsverfahren recht kompliziert sind. Es gelten strenge Regeln und die Antragsverfahren sind aufwändig. Zwar seien nach den ersten drei Wochen Betrieb 7.000 .swiss-Domains zugeteilt und 3.000 weitere sollen in der kommenden Woche dazukommen, gleichzeitig lehnte das Bakom aber schon rund 3.500 Anträge für generische Bezeichnungen ab – praktisch alle.

Zum einen müssen die Bewerber einen klaren Bezug zur Schweiz nachweisen. Eine Schweizer Adresse genügt nicht für eine .swiss-Domain. Zum anderen müssen für generische Domains wie etwa schoki.swiss oder betonschneidemaschinen.swiss die Bewerber auch ihre konkreten Projekte und die damit im Zusammenhang stehenden Domain-Begriffe vorlegen.

Das Bakom prüft daraufhin den erwartbaren Nutzen für die entsprechende „Community“. Haben die Domain-Begriffe die Erstbegutachtung überstanden, werden sie zwei Wochen lang publiziert. Etwaige Konkurrenten können in dieser Zeit Einspruch erheben oder gleich eine Gegenbewerbung abliefern. Dann prüft das Bakom, wer den besseren Bezug etwa zur Schweizer schoki-Community hat. Gibt es mehrere mögliche Anwärter für eine Domain, entscheidet im Zweifelsfall das Los oder eine Auktion.

Bakom-Mitarbeiter Stéphane Bondallaz räumte ein, dass das nicht immer leicht sei. Ein halbes Dutzend Beamte prüft die Neuanträge auf Herz und Nieren und entscheidet über „Namenszuteilungsmandate“ und hat bisher eigentlich alle abgewiesen. Dabei würden vor allem für die Namenszuteilungsmandate und die Führung einer generischen Swiss-Domain der Rubel rollen: 2090 Franken kostet das Prüfverfahren, 360 Franken die Jahresgebühr. Im Vergleich dazu nehmen sich die 90 Franken für die „normale“ Swiss-Domain fast schon wieder preiswert aus, insbesondere, wenn man den Aufwand bei der Prüfung betrachtet.

Auch für den Wiederverkauf von .swiss-Domains gelten strengere Regeln als bei .ch. Wiederverkäufer erhalten keinen Zugang zur Registry, und die 32 bislang tätigen .swiss-Registrare bleiben verantwortlich für die Swiss-Kunden.

Trotz der allgemeinen Ablehnung neuer Länderregistries, hatte das Bakom die Zulassung für die neue .swiss-Zone von der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) erhalten. Im November 2015 startete die Vorregistrierphasen für Markeninhaber. Seit dem 11. Januar können sich Unternehmen, Verbände, Vereine und öffentliche Einrichtungen – private Nutzer sind nicht zugelassen – um ihre Swiss-Adresse bewerben.

Die gleiche Verordnung, die das aufwändige .swiss-Verfahren regelt, legt auch die Neuausschreibung von .ch in diesem Frühjahr fest. Darauf bereiten sich die Switch, aber auch private Bewerber wie Afilias derzeit vor. Die Switch Stiftung hat laut eigener Aussage das Internet in die Schweiz gebracht und ist heute noch verantwortlich für die Registrierung der Domain-Namen mit den Endungen .ch und .li.

[Update, 2.2.16, 12:15 Uhr]: In einer früheren Version dieser Meldung hieß es, dass 4 .swiss-Registrare tätig sind. Es sind allerdings 32 Registrare. (kbe)