Telekom und Nokia beschleunigen Kupferkabeltechnik XG-Fast auf 11 GBit/s

Wie lassen sich das teure Verlegen der Glasfaser vermeiden und dennoch Gigabit-Geschwindigkeiten ins Haus liefern? Telekom und Nokia demonstrieren, wie sich kurze Kupferkabelstrecken noch weiter ausreizen lassen.

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Kabel
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Dusan Zivadinovic

Das Kupferdoppeladernetz der Deutschen Telekom führt in fast jeden Haushalt Deutschlands. Da ist es verlockend, ihre Datenübertragungseigenschaften auszuloten und immer schnellere Übertragungsverfahren auszutüfteln, obwohl Telefonleitungen für die Signalübertragung gegenüber der Glasfaser weit schlechtere Eigenschaften haben. Dafür hat die Telekom nun in einem Feldversuch die XG-Fast-Technik des Netzwerk-Zulieferers Nokia ausprobiert.

XG-Fast ist ein Ultrakurzstrecken-DSL-Verfahren für einige Dutzend Meter. Das klingt nach wenig, kann aber viel Geld und Zeit sparen, wenn es darum geht, Gigabit-Internet-Anschlüsse bis zum Schreibtisch zu liefern. Die Grundlagen für XG-Fast haben die Bell Labs entwickelt, namentlich eine Bell-Labs-Gruppe von Forschern, aus dem belgischen Antwerpen. Im Sommer 2014 hatten die Bell Labs verkündet, 10 Gigabit/s über das Telefonkabel befördert zu haben. in der Folge haben mehrere Netzbetreiber, darunter die British Telecom, XG-Fast ausprobiert.

Die Bell Labs waren der Forschungszweig des Provider-Ausrüsters Alcatel Lucent. Alcatel-Lucent wurde Anfang 2016 von Nokia übernommen. Es ist also davon auszugehen, dass auch im Telekom-Experiment Bell-Labs-Technik zum Einsatz kommt, aber nun unter der Nokia-Flagge segelt. Die Telekom schreibt in ihrem Blog, in ihrem Darmstädter Labor 11 GBit/s erreicht zu haben. Gegenüber dem älteren Bell-Labs-Ergebnis fällt auf, dass die Distanz von 30 Meter auf 50 Meter zugenommen hat.

Freilich haben die Telekom und Nokia einen zusätzlichen Trick angewendet und zwei verdrillte Kupferdoppeladernpaare von "hoher Qualität" eingesetzt. Den für die Übertragungsqualität wichtigen Adernquerschnitt nennt die Telekom ebenso wenig wie die Breite des verwendeten Frequenzbands oder die konfigurierte Uplink-Rate. Die Bell Labs haben seinerzeit mit bis zu 500 MHz breiten Bändern experimentiert. Aus dem Beitrag geht weiter hervor, dass der Testaufbau mit einem gängigen Adernpaar symmetrische Datenraten von 1 GBit/s über 70 Meter Entfernung erzielt. Es ist diese Reichweite, die die Technik für Netzbetreiber interessant macht: So können sie Glasfasern bis zum Gebäude heranführen (Fiber to the Building, FTTB) und den Rest der Strecke bis zum nächsten LAN-Zugangspunkt in etlichen Fällen mit XG-Fast überbrücken. (dz)