VDMA: 3D-Druck ist "hochrelevant" für Maschinenbauer

Der 3D-Druck hält Einzug in viele Wirtschaftsbereiche. Airbus fertigt Rohre aus Titan, es werden aber auch schon Kniegelenke mit der "additiven Fertigungstechnologie" hergestellt. Der Verband Deutscher Maschinenbauer betont die Relevanz des 3D-Drucks.

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3D-Drucker

(Bild: dpa, Ole Spata/Archiv- und Symbolbild)

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Inhaltsverzeichnis

Ein maßgefertigter Laufschuh, nach ein paar Schritten auf dem Laufband gleich im Geschäft im 3D-Drucker geformt – der Sportartikelhersteller Adidas tüftelt an dieser Vision. Anderswo ist das schon Wirklichkeit: Flugzeugbauer und Medizintechnikfirmen setzen den 3D-Druck - oder sogenannte Additive Fertigungstechnologien – zum Teil schon serienmäßig ein. Es kommen bereits ganze Autoteile aus dem Drucker. Bis auf Schlüsselkomponenten wie den Motor wird etwa der Kleinwagen LM3D Swim komplett im Drucker produziert. Er kommt dieses Jahr auf den Markt.

Prognosen zufolge könnte sich das Marktvolumen in den kommenden Jahren verfünffachen. Bei der Additiven Fertigung werden Metall- oder Kunststoff-Pulver Schicht für Schicht verschmolzen und übereinandergelegt, bis etwa ein Bauteil oder Implantat in seiner gewünschten Form entsteht. Im Unterschied zu herkömmlichen Methoden, bei denen ein Werkzeugteil beispielsweise aus einem größeren Metallblock gesägt oder gefräst wird, spart diese Methode Material. Die Technologie kann bionische – also der Natur nachempfundene – Formen kreieren, was Bauteile filigraner und leichter macht. Außerdem kostet es weniger Zeit und Geld, wenn einzelne Prozessschritte und Transportwege wegfallen.

LM3D Swim – ein Auto aus dem 3D-Drucker (12 Bilder)

Das Ausgangsmaterial
(Bild: localmotors.com)

Laut Rainer Gebhardt vom Verband Deutscher Maschinenbauer (VDMA) sei der 3D-Druck mittlerweile "hochrelevant" für die Branche. Er leitet beim VDMA eine Arbeitsgruppe zu dem Thema. "Die vor zwei Jahren gegründete Arbeitsgemeinschaft "Additive Manufacturing" wächst sehr dynamisch, wir haben mittlerweile 100 Mitglieder", sagte Gebhardt. Ihr gehören Produktionsunternehmen, Dienstleister und Forschungsinstitute an, die im 3D-Druck aktiv werden wollen oder es schon sind. Auch für das laufende Jahr ist Gebhardt optimistisch. Zunehmend werde das Wissen über die Technologie in der industriellen Fertigung tatsächlich umgesetzt. Er hält die Technologie im Maschinenbau für "absolut wettbewerbsrelevant".

Flugzeugbauer, bei denen jedes in der Luft eingesparte Gramm Treibstoff spart, sehen riesiges Potenzial und sind daher Vorreiter. So geht Airbus jetzt mit dem 3D-Druck in Serie und baut doppelwandige Benzinrohre aus Titan selbst. Das koste nur die Hälfte. Bauteile aus Edelstahl und Aluminium sollen bald ebenfalls aus dem 3D-Drucker kommen. "Wer jetzt nicht mitmacht, ist in ein paar Jahren raus", gab Jörg Sander, Experte für "Additive Manufacturing" bei Airbus jüngst zu Bedenken. General Electric (GE) rechnet damit, dass eine Verringerung des weltweiten Treibstoffverbrauchs um ein Prozent in der Luftfahrtindustrie zu Einsparungen von 30 Milliarden US-Dollar (27 Milliarden Euro) in 15 Jahren führen könnte.

SLM Solutions, ein Unternehmen aus Lübeck, das seit 2011 mit der Technologie am Markt ist, zählt außer der Luft- und Raumfahrtbranche auch den Energiesektor, die Medizintechnik sowie die Automobilbranche samt Zulieferern zu seinen Kunden. Vorstandschef Markus Rechlin spricht von einem "Markt am Wendepunkt". Industriekunden kauften nicht mehr nur kleine Maschinen, um mit der neuen Technologie zu experimentieren, sondern zunehmend mehrere und auch größere Anlagen. 2015 hat sich der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr etwa verdoppelt. Das Lichtenfelser Unternehmen Concept Laser wächst ebenfalls rasant. Ein Kunde aus der Medizintechnik setzt die Technologie schon serienmäßig ein: für Standardimplantate wie zum Beispiel Kniegelenke.

Der Weltmarkt für 3D-Anlagen und zugehörige Dienstleistungen hatte nach Angaben des in der Branche beachteten "Wohlers Report" 2014 ein Volumen von 4,1 Milliarden US-Dollar. Bis 2020 könnten es danach 21,2 Milliarden Dollar sein. Ein kräftiges Wachstum, doch die Basis ist im Vergleich zu den Hunderten von Milliarden Dollar im herkömmlichen Maschinenbau noch klein.

Logistikunternehmen, die heute noch viele Bauteile von Zulieferern transportieren, geht nach Aussage des Verbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) nicht die Arbeit aus. Selbst wenn künftig mehr Hersteller ihre Bauteile selbst fertigten – die Materialien müssten nach wie vor geliefert werden. Und auch VDMA-Mann Gebhardt relativiert: Additive Manufacturing sei noch eine Nische. Nicht jedes Unternehmen müsse mitziehen. "Aber jeder sollte sich damit auseinandersetzen, um Chancen nicht zu verpassen." Etablierte Maschinenbauer wagen sich zum Teil mit Hybridanlagen auf das neue Terrain. (mit Material der dpa) / (kbe)