Safer Internet Day: Aktionen gegen Online-Extremismus und Überwachung

Der europäische Safer Internet Day steht hierzulande in diesem Jahr unter dem Motto "Extrem im Netz", wobei es nicht nur um Hassreden gehen soll. Bürgerrechtler, Informatiker und Piraten laden derweil zum gemeinsamen "Lesen gegen Überwachung" ein.

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Granate

Die Klicksafe-Partner weisen unter anderem auf den politischen Extremismus im Netz hin.

(Bild: Klicksafe-Aktionsseite)

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Inhaltsverzeichnis

Der Safer Internet Day, der 2004 aus einer Initiative der EU-Kommission erwachsen ist und von Brüssel nach wie vor maßgeblich unterstützt wird, kommt im Jahr der Flüchtlingsdebatte um das Schwerpunkt-Thema "Extrem im Netz" nicht herum. Der Verbund Klicksafe, der die hiesigen Aktivitäten koordiniert, will damit am heutigen Dienstag nicht nur ausländerfeindliche Hass-Botschaften, Online-Aktivitäten von Neonazis oder sadistische Gewaltvideos in den Mittelpunkt der Debatte stellen. Ihm zufolge haben etwa auch Cybermobbing und mobile Anmache per Sexting "extreme Ausmaße" angenommen.

Die "Extrem im Netz"-Seite hält auch Ratschläge für Opfer von Cybermobbing bereit.

(Bild: Klicksafe-Aktionsseite )

Die Klicksafe-Projektpartner haben dazu erstmalig eine eigene multimediale Aktionsseite ins Netz gestellt, um "den Stellenwert des Internets in unserem Alltag und in seinen extremsten Formen" zu dokumentieren. Dazu kommt neben einer einschlägigen Videoreihe ein Filmprojekt von Ansbacher Studenten unter dem Aufhänger: "Jedes Wort ein Treffer. Stoppt Hassbotschaften!" Jugendmedienschützer hatten vorab schon dazu aufgerufen, ausgemachte Hetze im Internet zu melden.

Auch "unendlich viele positive Beispiele" in Form von "extrem Überraschenden, Mutigen und Lustigen" im Netz sollen dokumentiert werden. Dazu kommt eine Übersicht über hiesige Veranstaltungen zum Tag des sicheren Internets.

Bürgerrechtsorganisationen, kritische Informatiker und die Piraten laden parallel in rund 20 Städten wie Berlin, Bielefeld, Hamburg oder München zum "Lesen gegen Überwachung" im Lichte der Snowden-Enthüllungen über die geheimdienstliche Netzspionage. Eine mündige Gesellschaft müsse eine Debatte darüber führen, "wie wir diesem Angriff der Exekutive auf ihre Bürger begegnen wollen", heißt es dazu beim Verein Digitalcourage. Vorgetragen würden Texte, die Hintergründe der staatlichen Exzesse beleuchteten.

Bürgerrechtsorganisationen, kritische Informatiker und die Piraten wollen die geheimdienstliche
Netzspionage thematisieren.

(Bild: Lesen gegen Überwachung )

International steht der Safer Internet Day diesmal unter dem Motto "Play your part for a better Internet", wobei wieder Frage der Medienkompetenz sowie von Gefahren und Potenzialen des Netzes im Rahmen zahlreicher Aktionen Aufmerksamkeit erfahren sollen. Damit untrennbar verbunden sei auch das Thema der Privatsphäre in der Online-Welt, erklärte die Bundesdatenschutzbeauftragte Andrea Voßhoff (CDU). Angesichts der globalen Datenverarbeitung müsse auch die Privatheit global geschützt werden. Sie freue sich daher, dass die EU mit der Datenschutzreform "einen großen Schritt in diese Richtung gegangen ist".

Die Beschwerdestelle des eco-Verbands der Internetwirtschaft hat derweil 2015 einen neuen Rekord an Hinweisen auf rechtswidrige Inhalte erhalten. Insgesamt seien 223.424 Meldungen eingegangen, während es 2014 noch rund 140.000 waren, heißt es dort. Unter den Eingängen im vorigen Jahr seien allein rund 200.000 berechtigte Beschwerden über Spam gewesen, aber etwa auch 233 Verweise auf E-Mails mit pornografischen Inhalten. Juristen der Vereinigung prüften die Meldungen und ergriffen "entsprechende Maßnahmen". Strafbare Inhalte würden zudem grundsätzlich bei den Strafverfolgungsbehörden angezeigt. (kbe)