Obsoleszenz: Umweltbundesamt fordert Mindest-Lebensdauer von Geräten

Nach Abschluss einer aufwendigen Studie zur "Obsoleszenz" fordert das Umweltbundesamt eine Art Mindesthaltbarkeitsdatum für Elektro- und Elektronikgeräte.

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Obsoleszenz
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Das Umweltbundesamt (UBA) fordert schärfere Maßnahmen zur Verlängerung der Lebensdauer und Nutzungsdauer von Produkten. Die Politik müsse Transparenzpflichten und Mindestanforderungen an die Qualität und Haltbarkeit einführen, schreibt das UBA im Abschlussbericht seiner Studie zur "Obsoleszenz", die am heutigen Montag veröffentlicht wurde.

Die Studie besteht aus zwei Teilen: Im ersten Teil hatten Wissenschaftler im Auftrag des UBA die Lebens- und Nutzungsdauer von Elektro- und Elektronikgeräten untersucht. Die Ergebnisse wurden bereits Ende 2014 vorgestellt: Großgeräte wie Waschmaschinen gehen demnach heutzutage etwas schneller kaputt als früher, bei TVs und Notebooks schwankte die Lebensdauer. In allen untersuchten Bereichen ersetzen die Verbraucher heute aber auch mehr Geräte, die noch gut funktionieren.

Im nun veröffentlichten zweiten Teil der Studie untersuchen die Forscher die Ursachen der Obsoleszenz genauer, unter anderem durch Befragung von Herstellern, Reparaturbetrieben und Verbrauchern. Dabei unterscheiden sie zwischen werkstofflicher Obsoleszenz (mangelnde Robustheit), funktionaler Obsoleszenz (zum Beispiel fehlende Treiber-Software), ökonomischer Obsoleszenz (zum Beispiel hohe Reparaturkosten) und psychologischer Obsoleszenz (Mode). In der Praxis wirken diese Faktoren zusammen und "erzeugen ein hochkomplexes Muster", schreiben die Autoren.

Auch auf die "geplante Obsoleszenz", also den absichtlichen Einbau von Mängeln durch die Hersteller, gehen die Autoren der Studie ein. Zum Beispiel diskutieren sie die Verwendung von unterdimensionierten Elkos in Netzteilen und von Tröpfchenzählern in Druckern.

Belege für geplante Obsoleszenz gebe es aber nicht. Stattdessen würden die Hersteller die ungefähre Nutzungsdauer abschätzen und ihre Produkte dann so konstruieren, dass sie so lange wie nötig halten, nicht so lange wie möglich. Außerdem könnten kurze Innovationszyklen zu Lasten der Qualität und damit der Lebensdauer gehen.

Problematisch sei vor allem, dass Verbraucher den Produkten nicht ansehen könnten, für welche Lebensdauer sie konzipiert seien, sagt UBA-Chefin Maria Krautzberger. Im Sinne der Verbraucher und der Umwelt wäre deshalb eine Kennzeichnung, die zum Beispiel die voraussichtliche Lebensdauer in Nutzungsstunden angibt. Hier gebe es aber weiteren Forschungsbedarf, da die Lebensdauer nicht für alle Produktgruppen messbar und transparent darstellbar sei. Aber auch verpflichtende Mindestanforderungen an Produktlebensdauer und Qualität sowie leichtere Reparierbarkeit seien sinnvoll. (cwo)