Großbritannien: "The Independent" erscheint bald nur noch digital

Die britische Tageszeitung The Independent und ihre Sonntagsausgabe werden bald nicht mehr gedruckt erscheinen. Stattdessen sollen die Nachrichten nur noch digital verbreitet werden. Die Redakteure klagen auch über falsche Prioritäten der Leser.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 39 Kommentare lesen
Großbritannien: "The Independent" erscheint bald nur noch digital

Bald um eine Zeitung ärmer: Britischer Zeitungsverkauf

(Bild: Jon S, CC BY 2.0)

Lesezeit: 2 Min.

Nach der Ankündigung, dass die britischen Zeitungen des Independent künftig nicht mehr gedruckt, sondern nur noch online erscheinen werden, haben die Verantwortlichen ihre Trauer um "das Ende einer Ära" ausgedrückt. In der Sonntagszeitung The Independent on Sunday erinnerten die Redakteure an die 25-jährige Geschichte ihres Blattes (der Independent selbst erschien 1986 zum ersten Mal), versicherten aber, weiterhin hoch-qualitativen Journalismus abliefern zu wollen. Am Freitag hatte die Mediengruppe ESI bekanntgegeben, dass die beiden Zeitungen Ende März zum letzten Mal gedruckt erscheinen werden.

Mit diesem Schritt ist der Independent die erste große Zeitung im Vereinigten Königreich, die komplett ins Internet abwandert. Wie in den USA oder in Deutschland kämpfen auch die britischen Zeitungen mit sinkenden Auflagen. So konnte der Independent zwar bereits kurz nach seiner Gründung fast 400.000 Exemplare verkaufen, doch diese Zahl sank dann kontinuierlich und zuletzt drastisch auf knapp 60.000. Ähnlich erging es der kleineren und günstigeren i, die nun an den Verlag Johnston Press verkauft wurde. Bei den beiden Zeitungen des Independent werden im Zuge der Einstellung des Print-Geschäfts auch "einige" Angestellte ihren Job verlieren. Wie viele, gab ESI nicht bekannt.

In Interviews am Wochenende erinnerte Lisa Markwall, eine Redakteurin des The Independent on Sunday an die seit langem geführte Debatte über Journalismus im Internet. Die zugrunde liegende Frage sei doch, wie könne man journalistische Standards beibehalten und Geld verdienen, wenn man die Inhalte kostenlos hergebe. Gleichzeitig finde es die Redaktion aber auch äußerst deprimierend, dass die Menschen zwar bereit seien drei Britische Pfund für eine Tasse Kaffee zu bezahlen, aber nicht 1,60 Pfund für den "fantastischen Journalismus" des gedruckten Independent. (mho)