Zugunglück von Bad Aibling wäre ohne Funkloch womöglich verhindert worden

Die Kollision zweier Züge am 9. Februar nahe Bad Aibling geht auf menschliches Versagen zurück. Hätte es an der Strecke kein Funkloch gegeben, wäre sie vielleicht vermeidbar gewesen, geht aus einem Zeitungsbericht hervor.

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Zugunglück von Bad Aibling wäre ohne Funkloch womöglich verhindert worden

Bergungsarbeiten am Unfallort

(Bild: dpa)

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Der Zusammenstoß zweier Züge am 9. Februar in der Nähe von Bad Aibling wurde möglicherweise durch ein Funkloch begünstigt. Zwar wurde inzwischen geklärt, dass menschliches Versagen ursächlich für die Katastrophe war, durch die elf Menschen starben. Doch legen laut einem Bericht der Stuttgarter Zeitung Unterlagen der Deutschen Bahn nahe, dass die Lokführer der Unglückszüge vom Fahrdienstleiter abgesetzte Notrufe nicht empfangen konnten. Möglicherweise hätten die Züge sonst rechtzeitig angehalten werden können.

Der Fahrdienstleiter hatte durch falsche Signale die beiden Züge auf einem eingleisigen Streckenabschnitt auf Kollisionskurs geschickt. Als er seinen Fehler bemerkt hatte, blieben ihm 120 Sekunden Zeit, um die Lokführer per Notruf im GSM-R-Netz zu warnen. Den soll er auch abgesetzt haben, doch ist unklar, ob er auch angekommen ist.

Die Unterlagen, die der Zeitung nach eigenen Angaben vorliegen, sollen belegen, dass bundesweit viele Funklöcher entlang der Bahnstrecken existieren, häufig auf bis zu einem Kilometer. In den vorliegenden Listen heiße es viele hundert Mal "ZF GSM-R nicht verfügbar". In Funklöchern solle ersatzweise das Mobilfunknetz P-GSM genutzt werden, doch darin seien Rund-Notrufe nicht möglich.

Die Warnliste in den Unterlagen enthalte auch auch für die betroffene Strecke Holzkirchen-Rosenheim und in Gegenrichtung für acht Streckenabschnitte mit insgesamt mehreren Kilometern Länge Hinweise auf Funklöcher. Darunter sei auch eine 400 Meter lange Strecke vom Bahnhof Kolbermoor Richtung Bad Aibling als Funkloch ausgewiesen. Dort sei einer der Unglückszuge in seine letzte Fahrt gestartet.

Der 2005 eingeführte Zugfunk GSM-R hätte die Funklöcher stopfen sollen. Das System habe auch funktioniert, aber andere Mobilfunknetze gestört, heißt es weiter in der Zeitung. Deshalb sei die Sendeleistung reduziert worden.

Ein Sprecher der Deutschen Bahn sagte auf dpa-Anfrage, das Unternehmen überprüfe regelmäßig die GSM-R-Funkversorgung auf der betroffenen Bahnstrecke. Bei der zurückliegenden Überprüfung sei die vollständige Funkausleuchtung für den Streckenabschnitt zwischen Bad Aibling und Kolbermoor festgestellt worden. Wann diese Überprüfung stattgefunden hat, konnte er nicht sagen. (anw)