MWC 2016: Telekom will Unternehmenskunden-Branche umkrempeln

Ein neuer, weltweiter Dienste-Anbieter unter der Aufsicht der Deutschen Telekom soll Telekommunikationsfirmen das Geschäft mit Unternehmenskunden verbilligen. Auf dem MWC in Barcelona sollen erste Partner vorgestellt werden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 32 Kommentare lesen
Telekom will Unternehmenskunden-Markt umkrempeln
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • dpa
Inhaltsverzeichnis

Die Deutsche Telekom will das Firmenkunden-Geschäft der gesamten Branche grundlegend umkrempeln. Sie gründet dafür eine neue Firma, bei der Telekommunikations-Anbieter weltweit Dienste für ihre Unternehmenskunden beziehen können. Das soll unter anderem die Kosten deutlich senken.

Die ersten Partner aus der Telecom-Branche sollen am Montag auf der Mobilfunk-Messe Mobile World Congress (MWC) in Barcelona bekanntgegeben werden. Der Marktstart ist im ersten Halbjahr 2017 geplant.

Die neue Firma mit dem Namen Ngena (Next Generation Enterprise Network Alliance) verkauft als Großhändler ihre Dienste an Telecom-Firmen, die daraus Produkte für Firmenkunden schnüren können. Telecom-Anbieter sollen dadurch etwa weniger eigene Infrastruktur benötigen, auch die Expansion in neue Märkte soll günstiger sein, weil man weniger eigene Netze oder Rechenzentren braucht.

Die Telecom-Anbieter klagen über sinkende Umsätze in der Sprachtelefonie und die Konkurrenz von Internet-Firmen. Mit dem Ngena-Modell könnten zumindest die reinen Produktionskosten durch den Wegfall manueller Arbeit zum Teil um die Hälfte gedrückt werden, heißt es.

Zunächst gehört Ngena der Telekom. Nach einem gewissen Zeitraum soll sie aber in den Besitz der Allianz-Partner übergehen und eine neutrale Firma werden. Die Höhe der Investitionen nennt die Telekom nicht.

Die Plattform wird gemeinsam mit dem amerikanischen Netzwerk-Spezialisten Cisco aufgebaut. Beim Datenschutz gilt deutsches und europäisches Recht. Das Unternehmen soll seinen Sitz in Eschborn in Deutschland haben, die Daten sollen in Europa gehalten werden.

Der Plan hat auch das Potenzial, das Geschäft der Branche über Angebote für Firmenkunden hinaus nachhaltig zu verändern: Die höhere Effizienz und niedrigere Kosten könnten den teilnehmenden Unternehmen erhebliche Wettbewerbsvorteile verschaffen.

Auf lange Sicht wären einige global agierende Plattformen dieser Art mit angeschlossenen Telecom-Anbietern denkbar. Auch die heute oft hohen Roaming-Kosten kämen meist gar nicht erst in Frage, weil die Dienste gleich auf einer globalen Plattform aufgesetzt wären. Ngena will bis Ende 2017 rund 20 Partner haben, in der Regel jeweils einen pro Land.

Besorgnis, den Telecom-Firmen könnte ein Kontrollverlust durch die Auslagerung von Infrastruktur drohen, weist Ngena-Chef Marcus Hacke zurück. "Die Allianz-Partner behalten die Kontrolle. Sie betreuen die Kunden und entscheiden, was zu welchem Preis angeboten wird."

Die Firma habe sich klare Regeln gegeben, "damit jeder Allianz-Partner im Zusammenspiel weiß, was seine Rolle ist - und welche Verantwortung Ngena übernimmt". Für die Telekom sei Ngena auch ein Schritt auf dem Weg zum führenden Telekommunikationsanbieter in Europa, sagt Telekom-Manager Patrick Molck-Ude. (tiw)