MWC 2016: HTC Vive kostet 799 US-Dollar und spricht mit Handys

Die Virtual-Reality-Brille HTC Vive kostet weniger als erwartet: Für 799 Dollar soll sie Anfang April in den Handel kommen. Zumindest von außen sieht das Consumer-Modell genauso aus wie die kürzlich präsentierte Pre-Version. Kurios: Die Handyanbindung.

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HTC Vive kostet 799 Euro

Mit im Vive-Karton liegen neben der VR-Brille selbst auch die beiden Lighthouse-Tracker und zwei Hand-Controller.

(Bild: HTC)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen
Inhaltsverzeichnis

Da ist vielen Virtual-Reality-Fans wohl ein Stein vom Herzen gefallen: Die VR-Brille HTC Vive wird deutlich günstiger als befürchtet: Für 799 Dollar (Europreis steht noch nicht fest, siehe unten) soll das zusammen mit dem Spiele-Entwickler Valve entwickelte Headset Anfang April in den Handel kommen. Mit im Karton liegen zwei Laser-Tracker, zwei Hand-Controller und Ohrhörer. Mitgeliefert werden außerdem Vollversionen der beiden VR-Spiele Job Simulator: The 2050 Archives und Fantastic Contraption.

Laut HTC startet das Headset parallel in 24 Ländern, neben Deutschland sind auch Österreich und die Schweiz auf der Liste. Vorbestellungen werden ab dem 29. Februar um 16 Uhr mitteleuropäischer Zeit angenommen.

So sieht die finale HTC Vive aus (7 Bilder)

Die finale Version der HTC Vive steckt in einem hochglanzpoliertem Kunststoff-Gehäuse.
(Bild: HTC)

Im Unterschied zum Konkurrenz-Headset Oculus Rift bietet die HTC Vive sogenanntes "Room-Scale"-VR: Mit Hilfe der beiden Laser-Tracker ("Lighthouse") spannt das System einen bis zu 25 Quadratmeter großen Tracking-Bereich auf, in dem man sich frei bewegen kann.

Ein weiterer Pluspunkt gegenüber der Rift sind die beiden mitgelieferten Hand-Controller – damit kann man beide Hände in der virtuellen Realität benutzen und zum Beispiel nach Objekten greifen. So lässt sich Virtual-Reality-Software deutlich besser steuern als mit dem Xbox-One-Controller der Rift. Oculus will allerdings noch in diesem Jahr seine "Touch"-Controller auf den Markt bringen, die in unseren ersten Tests mindestens genauso gut funktionieren wie die Vive-Controller.

Ein Vivemutstropfen: Die Brille hängt auch in der Consumer-Version an einem dicken HDMI- und USB-Kabel – laut HTC lässt sich das zurzeit noch nicht anders lösen. In Sachen Displayauflösung sind Rift und Vive übrigens identisch: Beide nutzen zwei OLED-Panels mit 1080 × 1200 Pixeln, die mit einer Bildwiederholrate von 90 Hz laufen.

Zumindest optisch sieht die finale Vive so aus wie die Vive "Pre", die wir bereits im Januar auf der CES angetestet haben – nur dass jetzt eben nur noch "HTC" statt "HTC Vive Pre" vorne drauf steht. Ansonsten hat sich nicht viel getan, lediglich das Kopfband hat HTC verbessert und dem Kunststoffgehäuse eine Hochglanzpolitur spendiert. Die Hand-Controller sollen mit einer Akkuladung nun vier Stunden lang durchhalten. Die "Lighthouse"-Laser-Tracker muss man jetzt nicht nur in einer bestimmten Mindesthöhe anbringen, sondern kann sie auch zum Beispiel wie eine Webcam auf dem Schreibtisch platzieren – das System läuft offenbar auch mit nur einem Tracker, dann ist der erfasste Trackingbereich deutlich kleiner.

Etwas kurios sind die "Vive Phone Services": Auf Wunsch lässt sich die VR-Brille mit einem Smartphone verbinden, laut HTC kann man dann mit aufgesetzter Brille Anrufe entgegennehmen und Textnachrichten beantworten. Ob das Ganze nur mit HTC-Telefonen funktioniert, ist bislang noch unklar.

Anders als Oculus veröffentlicht HTC keine Mindestvoraussetzungen für die Vive, sondern nur eine "Empfehlung" – die sieht aber genauso aus wie bei der Konkurrenzbrille: Eine Grafikkarte mit GeForce GTX 970 oder Radeon R9 290 sollte es schon sein, damit es nicht ruckelt. Allerdings braucht die Vive nur einen einzigen USB-2.0-Port sowie eine HDMI-1.4- oder DisplayPort-1.2-Buchse. Wie bei Oculus wird nur Windows (ab Window 7 SP1) unterstützt.

Spiele für die HTC Vive (32 Bilder)

Zombie-Shooter Arizona Sunshine

Ebenfalls noch ein wenig unklar ist die Softwaresituation zum Start: Als sichere Launch-Titel stehen nur die beiden mitgelieferten Spiele Job Simulator und Fantastic Contraption fest, ansonsten halten sich HTC und Steam noch bedeckt. Zumindest erwähnt werden in einer Pressemitteilung noch Googles Zeichenprogramm Tilt Brush, das Unterwasser-Abenteuer The Blu, das Free-to-Play-Knobelspiel Water Bears VR sowie der Zombie-Shooter Arizona Sunshine. Ob alle diese Titel zum Start erhältlich sind, ist unklar. Auf jeden Fall befinden sich noch etliche weitere Spiele für die Vive in Entwicklung, mit Lucid Trips von den VR Nerds und Carpe Lucem von HammerLabs / Application Systems Heidelberg auch mindestens zwei Titel aus Deutschland.

Steam zeigt zurzeit 107 Titel mit VR-Unterstützung an - viele davon unterstützen aber nur die Oculus Rift.

(Bild: heise online)

Anders als Oculus scheinen HTC und Valve keine Entwickler für Exklusivtitel zu bezahlen, zumindest Job Simulator wird auch für Oculus Rift und Playstation VR erscheinen. Sucht man in Steam nach Spielen mit VR-Unterstützung, werden 107 Titel gelistet – viele davon funktionieren unseres Wissens aber nur mit der Oculus Rift.

VR-Interessierte stehen jetzt vor einiger schwierigen Entscheidung: Oculus Rift und HTC Vive kosten ähnlich viel – mit Versand muss man für die Rift 741 Euro bezahlen. Vive bietet dafür Room-Scale-VR und Hand-Tracking. Die Rift lockt mit wahrscheinlich besserer Bildqualität und besserem Tragekomfort sowie mehr Exklusivtiteln. Wir sind gespannt auf das Duell im c't-Testlabor.

[Update 19:49 Uhr] HTC hat die Aussage, der Euro-Preis sei der gleiche wie der Dollarpreis, zurückgezogen. Der Artikel wird aktualisiert, sobald der finale Preis feststeht.

[Update: 29.02.2016, 7:45 Uhr] Der Euro-Preis steht nun fest. Die HTC Vive wird für 899 Euro verkauft.

(jkj)