MWC 2016: VR-Brille LG 360 VR ist nichts für schmale Köpfe (Hands-on)

LGs VR-Brille 360 VR soll der Samsung Gear VR Konkurrenz machen. Sie hat dazu eigene Displays samt Sensoren und wird per Kabel ans Smartphone – bisher nur das LG G5 – angeschlossen. Doch im Kurztest kommen Zweifel an der Konkurrenzfähigkeit auf.

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VR-Brille LG 360 VR
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Hannes A. Czerulla

Samsung hat mit der Galaxy Gear VR demonstriert, dass die Kombination aus VR-Brille und Smartphone näher liegt, als viele dachten – sie könnte sogar der VR-Technik den Weg in den Massenmarkt ebnen. LG kombiniert nun mit der 360 VR ebenfalls Telefon mit Brille. Anstatt wie bei Samsung oder Googles Cardboard das Smartphone in die Brille zu schnallen, bringt die 360 VR Displays und Sensoren mit. Das Telefon – bislang nur das LG G5 – muss per Kabel an der Brille baumeln. Und hier fangen die konzeptionellen Schwächen der 360 VR an.

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Irgendwo muss das Smartphone hin. Solange man nicht riskieren möchte, es vom Tisch zu reißen, muss man es in der Hand halten. Dennoch kann man die Brille nicht per Handy bedienen, da es kein haptisches Feedback wie mechanische Knöpfe gibt. Weil auch ein Steuerkreuz wie bei der Samsung Galaxy Gear fehlt, bleibt als einzige Möglichkeit zur Bedienung der 360 VR eine Kopfbewegung.

Weiteres Problem ist die Ergonomie: Im c't-Kurztest drückte die Brille, sie rutschte und dichtete nicht ab. Zugegeben, der verwendete Redakteurskopf entspricht wahrscheinlich nicht ganz der Norm, ist schmal, hat eine prägnante Nase und ein leicht abstehende Ohren. Doch eine VR-Brille für die Masse sollte zumindest so weit anpassbar sein, dass sie nicht schon Sekunden nach dem Aufsetzen stört. Die Bügel lagen hinter den Ohren nur punktuell auf, drückten deswegen und boten keinen sicheren Halt während der Kopfbewegungen. Der Schirm um die Linsen, der die Augen von der Umgebung abschotten soll, ist nur klapprig angebracht und löst sich schnell von der Brille. Außerdem bestand während unseres Tests ein zentimetergroßer Spalt zwischen der Brille und dem unteren Teil des Gesichts. Licht drang ein und beim Blick nach unten sah man die Umgebung – so entsteht kein Mittendringefühl.

Die LG-Brille wiegt dank eingebauter Displays weniger als bisherige Brillen mit eingesetztem Smartphone. Das weiße Kabel führt zum Smartphone, das hintere ist die Diebstahlsicherung auf der Messe.

Auch Fehlsichtige werden ihre Problem mit der 360 VR haben. Zwar kann man die Linsen auf verschiedene Dioptrinwerte justieren. Dafür muss man die Brille aber jedes Mal abnehmen. Vor der ersten Benutzung heißt es also: VR-Brille aufsetzen, bei Unschärfe abnehmen, die Linsen justieren, aufsetzten, gucken, absetzten, nachjustieren... Brillen von Samsung, Oculus und Co. kann man anpassen, während man sie auf hat.

Eigentlich sollen die integrierten Bildschirme ein Vorteil sein, doch wegen ihrer geringen Auflösung von jeweils 960 × 720 kommt das Gegenteil dabei heraus. In der Horizontalen ergeben sich 1920 Bildpunkte – die Galaxy Gear VR zeigt 2560 –, in der Vertikalen 720 – Gear und Oculus zeigen das Doppelte. Schon auf den höher auflösenden Konkurrenten stören so manchen technikaffinen Nutzer die wahrnehmbaren Bildpunkte. Auf der LG 360 VR treten die einzelnen Pixel noch deutlicher hervor.

Samsung zeigt mit den verschiedenen Galaxy Gear VR, wie es besser geht und dennoch preiswert bleibt. Mit etwas Schaumstoff an den richtigen Stellen und wenigen Einstellmöglichkeiten sitzen die Brillen auch Nutzern mit besonderen Kopfformen. Ob LG bis zum offiziellen Verkaufsstart noch nachbessert, wird der vollständige Test in einer der folgenden c't-Ausgaben zeigen. (hcz)