Neues Gehirnimplantat kommt ohne Öffnen des Schädels aus

Die US-Forschungsbehörde DARPA will sogenannte Stentroden entwickeln lassen. Ergebnisse aus Tierversuchen sind vielsprechend.

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Von
  • Mike Orcutt

Die US-Forschungsbehörde DARPA will sogenannte Stentroden entwickeln lassen. Ergebnisse aus Tierversuchen sind vielsprechend.

Bei der Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA), die zum US-Verteidigungsministerium gehört, arbeitet man an einem Gehirnimplantat, das eine hocheffiziente Schnittstelle zwischen Mensch und Computer ermöglichen soll. Die Technik soll sicher und verlässlich genug Informationen von den Nervenzellen ermitteln, dass sich etwa hoch entwickelte Gliedmaßenprothesen steuern lassen – für Menschen mit Amputationen. Auch Gelähmte könnten profitieren.

An der University of Melbourne in Australien hat man bereits einen großen Schritt in diese Richtung unternommen. Die Hochschule hat eine sogenannte Stentrode entwickelt, ein Stent-artiges Gerät, das mehrere Elektroden enthält. Die Technik baut auf bereits bekannten chirurgischen Verfahren auf, die Blutgefäße als Zugangswege verwenden, um verschiedene Bereiche des Körpers zu erreichen. Im Gegensatz zu traditionellen Ansätzen für solche Implantate muss hier der Schädel nicht geöffnet werden – was wiederum die mit invasiven Eingriffen einhergehenden Risiken umgeht.

Stattdessen wird das Gerät von der Größe einer Büroklammer mittels Katheter in ein Blutgefäß im Hals eingeführt. Das Verfahren wurde bereits an Schafen erfolgreich getestet. Dabei konnten die Forscher präzise Messwerte aus einer Gehirnregion erfassen, die für die bewusste Bewegung der Tiere zuständig ist. Sie ermittelten Nervenzellendaten von freilaufenden Schafen für bis zu 190 Tage.

Ob die Idee mit anderen, noch weniger invasiven Ansätzen konkurrieren kann, bleibt abzuwarten. So arbeiten Forscher bereits an injizierbaren, drahtlosen Elektroden. Zudem ist noch unklar, ob die Technik beim Menschen funktioniert. Klinische Tests mit Versuchspersonen könnten aber schon im nächsten Jahr in australischen Krankenhäusern beginnen. ()