MWC 2016: Virtual Reality ist das nächste große Ding

Nicht nur Mark Zuckerberg glaubt, dass Virtual Reality eine der Killer-Anwendungen für die nächste Netzgeneration ist. Wenn man sich auf dem Mobile World Congress umsieht, scheint die ganze Branche wie elektrisiert.

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MWC 2016: Virtual Reality ist das nächste große Ding
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Mark Zuckerberg lacht und bahnt sich den Weg durch eine Masse willenloser Tech-Drohnen. Nur ist das kein dystopischer Science-Fiction-Film, sondern eine Presseveranstaltung. Die Tech-Drohnen sind Journalisten und haben eine VR-Brille auf. Das Foto von der großen Samsung-Show am Abend vor der Eröffnung des Mobile World Congress (MWC) ist um die Welt gegangen. Es ist vielleicht das Bild, das den Messejahrgang 2016 am besten illustriert. Virtual Reality ist das nächste große Ding.

Auch Zuckerberg hält Virtual Reality für eine der Schlüsselanwendungen in den Netzen der Zukunft. "Ich interessiere mich schon sehr lange dafür", sagt der Facebook-Chef. Schon mit elf Jahren habe er angefangen zu programmieren und sich gewünscht, Computer für virtuelle Ausflüge nutzen zu können. Mit der neuen VR-Technik sei das möglich: "Es ist nicht wie Video, es ist eine echte Erfahrung", sagt Zuckerberg. "Man fühlt sich, als sei man tatsächlich da."

Facebook ist bei Virtual Reality ganz vorne mit dabei. Vor zwei Jahren hat das Unternehmen den VR-Pionier Oculus übernommen, der seine VR-Brille Rift inzwischen zur Serienreife gebracht hat. Am Sonntag hatte Zuckerberg seinen Auftritt in der großen Samsung-Show. Die Gear VR des südkoreanischen Elektronikriesen ist in Zusammenarbeit mit Oculus entwickelt worden.

Auch andere Hersteller sind auf den Zug aufgesprungen und zeigen auf dem MWC eigene Brillen (LG) oder Cardboard-Halter (Alcatel). Für die Smartphone-Hersteller ist das VR-Zubehör auch ein Hebel, um die Nachfrage nach ihren Flaggschiffen anzukurbeln. VR-Anwendungen brauchen viel Rechenleistung, wie sie die starken Achtkerner in den den teuren Oberklasse-Smartphones bieten. Und sie benötigen Displays mit einer möglichst hohen Auflösung.

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Der angeschlagene Smartphone-Hersteller HTC geht bei Virtual Reality "all in" und hat gleich ein eigenständiges VR-System entwickelt. Auf der Messe zeigt HTC seine VR-Brille Vive und könnte damit den anderen die Show stehlen. Die Vive kommt mit zwei Hand-Controllern, die echte Interaktionen in der virtuellen Realität ermöglichen. Dazu gehören zwei kleine Boxen, mit der sich der Träger der Vive im Raum lokalisieren lässt. Das ermöglicht wirklich immersive Anwendungen und ist ziemlich beeindruckend.

Bleibt die Frage, was das für Anwendungen sein können. Bei Facebook gibt es bereits zahlreiche 360-Grad-Videos. Die Hardware-Hersteller stehen vor dem alten Problem, dass niemand mehrere hundert Euro für ihre Technik bezahlt, wenn es dafür keine interssanten Inhalte gibt. Deshalb bringen Oculus, HTC und die Smartphonehersteller eigene Inhalteplattformen in Stellung. "[Samsungs] Gear VR und Facebook sind nur ein Teil des VR-Content-Ökosystems", sagt Zuckerberg.

Bisher gibt es da zumeist kostenlose Demos. Beliebt sind 360-Grad-Videos, Achterbahnsimulationen und Spiele. Aber wie bei so einigen wichtigen Entwicklungen der Unterhaltungselektronik gibt es eine Branche, die mit VR-Inhalten bereits Geld verdient: Die Pornoindustrie hat das immense Potenzial von VR schnell für sich entdeckt. "Virtual Reality wird unsere Branche verändern", ist sich Ian Paul, CIO von Naughty America (NA), sicher. Das US-Unternehmen gehört zu den ersten, die VR-Content kommerziell vermarkten.

Seit Juli 2015 produziert NA ein bis zwei VR-Filme pro Woche. "Wenn die Technik einmal steht, sind die eigentlichen Produktionskosten nicht viel höher als bei unseren anderen Filmen", sagt Paul. Es gibt noch keine VR-Kameras von der Stange, also behilft sich NA mit einer Mischung aus Eigenbau und handelsüblicher Hardware. Was genau sie benutzen, will Paul nicht verraten. Bei anderen VR-Drehs wird gerne eine Halterung mit mehreren GoPro-Kameras benutzt. Naughty America hat ein paar besondere Anforderungen: Die Kamera sollte möglichst schlank und nicht im Weg sein.

Ob Porno oder Achterbahn, der VR-Boom geht an der MWC nicht spurlos vorüber. Eine überzeugende Virtual-Reality-Erfahrung verlangt nach extrem hochauflösenden Bildern. Mit 4K macht VR deutlich mehr Spaß als in Full HD. Da kommen für ein paar Minuten Film schnell ein paar Gigabyte zusammen. Zuckerberg glaubt, das VR deshalb auch einer der treibenden Faktoren für die nächste Mobilfunkgeneration 5G sein wird. "Wenn wir Livestreams in 4K auf jedem Auge anbieten können, dann wird das eine ziemlich große Sache."

Nicht nur Livestreams. Naughty America produziert seit Herbst 2013 auch in 4K. Bleibt die Frage, ob Zuckerberg die Pornobranche auf seine tolle neue Plattform lässt. Es gibt ein paar informelle Gespräche mit den Herstellern, sagt Paul. Aber öffentlich wollen sich die großen Marken nicht mit den VR-Pionieren aus dem San Fernando Valley sehen lassen.

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(vbr)