MWC 2016: Android-Smartphone mit Linux-Desktop von Intel

Auch Intel hat auf dem MWC ein Smartphone für unter 100 Dollar dabei und das hat es in sich: Außer dem regulären Android läuft darauf ein Desktop-Linux von Debian. Angeschlossen an einen Monitor wird das Handy zum PC.

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MWC 2016: Android-Smartphone mit Linux-Desktop von Intel

Das Smartphone als PC: Auf dem Intel Smartphone laufen Android und Debian Linux einträchtig zusammen.

(Bild: asp)

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Inhaltsverzeichnis

Intel zeigt auf dem MWC ein Android-Smartphone mit Atom-x3-Prozessor, auf dem gleichzeitig auch ein Debian Linux läuft. Wird das Smartphone an einen großen Monitor angeschlossen, erscheint das voll funktionsfähige Desktop-System. Gleichzeitig kann Android auf dem selben Bildschirm weiter genutzt werden. Ohne externen Bildschirm ist das zusammen mit Foxconn produzierte Gerät dagegen ein ganz normales Android-Smartphone.

Der Bildschirm wird über einen MHL-Adapter an den USB-Port angeschlossen und mit einem HDMI-Signal versorgt. Nach dem Start der Big-Screen-App schaltet das Smartphone-Display ab und wenige Augenblicke später erscheint das Desktop-Linux auf dem großen Schirm. Auf dem läuft dann theoretisch jede Linux-Anwendung, solange die den Intel Atom x3 (alias Sofia) und die 2 GByte RAM nicht überfordern. Das klappt auch parallel und in flexiblen Fenstern. Gezeigt wurden unter anderem LibreOffice, Firefox und der VLC-Player, die erstaunlich schnell liefen.

Die vereinfachte Oberfläche stellt die installierten Anwendung übersichtlich dar und gibt zudem Infos zum Status des Telefons aus. Um Platz und Performance zu sparen, ist das System insgesamt etwas abgespeckt: Alles was nicht für die Anwendungen nötig ist, wurde entfernt. Auch optisch ist das System um einige Effekte erleichtert worden. Anders als beim Ubuntu-Tablet ist das Debian Linux aber nicht für den Telefon-Teil verantwortlich und auch nicht für eine Touch-Steuerung vorgesehen. Möglich wäre es wohl prinzipiell, die Icons der Oberfläche waren jedenfalls übergroß.

Intel Smartphone mit Android und Linux (7 Bilder)

Auf dem MWC zeigt Intel ein Smartphone, dass sich auch als PC nutzen lässt. Dank parallel zu Android installiertem Linux.
(Bild: asp)

Parallel zum Desktop kann auch die Android-Oberfläche eingeblendet werden und mit Maus und Tastatur bedient werden. Apps werden wie gewohnt ausgeführt, ebenso kann so telefoniert oder mit WhatsApp kommuniziert werden. Der Übergang zum Linux daneben läuft nahtlos, die Desktop-Fenster lassen sich sogar über die Android-Fläche schieben und Daten von einem zum anderen System verschieben. Allerdings ruckelte der Telefon-Teil dabei teils spürbar, während der Desktop daneben flüssig blieb.

Derzeit ist die Größe des Android-Fensters nicht änderbar, es läuft immer auf der rechten Seite im Hochformat. Für die nächsten Versionen ist die Möglichkeit geplant, das Android-System in den Tablet-Modus schalten zu können und es auf dem großen Schirm im Vollbild laufen zu lassen. Parallel nutzen lassen sich Smartphone-Display und großer Bildschirm derzeit nicht, auch kann das Smartphone nicht als Maus-Ersatz dienen. Auf dem Smartphone lässt sich das Debian zudem nicht hervor locken. Auch auf dem parallel gezeigten Tablet wolle man das laut Intel nicht, da sich die Eingabe über eine Bildschirmtastatur nicht bewährt habe. Um das System am großen Bildschirm zu benutzen braucht man Bluetooth-Maus und -Tastatur.

Die zwei System sind nicht komplett voneinander abgeschottet und teilen sich etwa den Linux-Kernel. Auch auf das Dateisystem können beide zugreifen, was den Datenaustausch erleichtert. Apps wie der Mail-Client können sich mit der entsprechenden Desktop-Anwendung synchronisieren. Von den 16 GByte internen Speicher waren so immerhin noch 10 GByte für den Nutzer verfügbar – kaum weniger als bei reinen Android-Smartphones.

Laut Intel ist das Smartphone produktionsreif und könnte von einem Partner in dieser Form ausgeliefert werden. Den Preis des ausgestellten Geräts soll unter 100 US-Dollar betragen. Allerdings gibt es bisher keinen Hersteller, der das Smartphone übernommen hat. Aktuell sind Schwellenländer wie Indien das Ziel des Projekts. Dort soll das Smartphone dann auch als günstiger PC-Ersatz dienen. Prinzipiell sei das System auch auf anderen Geräten mit Intel-Prozessor möglich, auf dem Stand waren noch weitere Smartphones und Tablets zu sehen. Allerdings alle mit Intel Atom x3. (asp)