Japan: Salat aus Roboterhand

Seit Fukushima boomen in Japan die Hightech-Salatfabriken. In Kyoto will das Unternehmen Spread nun eine Anlage bauen, die täglich rund 30.000 Köpfe produziert.

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Salat aus Roboterhand

Keimfreie Produktion: In den Hightech-Salatfabriken kommen die Pflanzen weder mit Erde noch mit Regen oder gar mit Herbiziden in Berührung.

(Bild: Spread)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling

Japan wird beherrscht von einem Trend zum hygienisch produzierten Gemüse. In den neuen Hightech-Anlagen kommt der Salat weder mit Erde, Regen noch mit Herbiziden in Kontakt. Und auch der Mensch legt kaum noch Hand an die vitaminreichen Beilagen, wie in der März-Ausgabe von Technology Review zu lesen ist (am Kiosk und im Heise Shop erhältlich).

Wenn die Atomkatastrophe von Fukushima vor fünf Jahren einem Zweig der Landwirtschaft zum Durchbruch verholfen hat, dann sind das Hightech-Salatfabriken. Selbst Technikkonzerne wie Fujitsu oder Toshiba produzieren in alten Halbleiterwerken oder eigens errichteten Hallen unter Reinraumbedingungen mithilfe von Nährstofflösungen und LED-Beleuchtung Blattsalat. Auch die Städte erreicht der Trend zum sauberen Gemüse, das nie mit Erde, Regen, Insekten und Pflanzenschutzmitteln in Berührung kommt: Restaurants ziehen einen Teil ihrer Zutaten selbst, Kaufhäuser bieten Minigewächshäuser für die eigene Wohnung an.

Doch nun geht einer der führenden Salatindustriellen einen Schritt weiter und schließt den letzten organischen Störfaktor so weit es geht von der Produktion aus: den Menschen. Die Firma Spread in Kyoto baut ein vollautomatisiertes Salatwerk, das ab 2017 rund 30000 Salatköpfe pro Tag ausstoßen soll. Dies wären 9000 mehr als in der jetzigen Fabrik, die bereits eine der größten der Welt ist. Und für die 2006 gegründete Firma, an der sich inzwischen der Baukonzern Obayashi beteiligt hat, ist es die nächste logische Etappe in der landwirtschaftlichen Revolution. J. J. Price, zuständig für das internationale Marketing, erklärt das Motiv: "Wir wollten den arbeitsintensivsten Teil der Kultivierung automatisieren."

Beim Ansäen und Keimen darf der Mensch noch Hand anlegen, sorgsam wie ein Arbeiter in der Chipfabrik in einen weißen Schutzanzug gepackt. Danach übernehmen Roboter das Umsetzen, Ordnen, Ernten sowie fast den gesamten Packvorgang. Damit sollen sich die Gehaltskosten in den Fabriken halbieren. "Ein zusätzlicher Nutzen ist, dass sich das Risiko der Verunreinigung verringert, weil es weniger Kontakt zwischen Menschen und Pflanzen gibt", sagt Price. Dies hilft, den Ausschuss zu reduzieren, der derzeit bei drei Prozent liegt. Außerdem wollen die Betreiber das Wasser zu 98 Prozent recyceln und den Stromverbrauch durch ein selbst entwickeltes LED-System um 30 Prozent senken.

Über die künftig eingesetzten Roboter schweigt sich das Unternehmen noch aus. Price verrät nur so viel, dass es keine Androiden sein werden, sondern Maschinen, wie man sie schon jetzt in den Fabriken anderer Industrien findet. Denn das Angebot an fähigen Helfern ist bereits groß, gerade in der Roboternation Japan. Der Automobilzulieferer Denso etwa verkauft einen Roboterarm, der Pflanzen umtopfen kann.

Spread will es zwar mittels Massenproduktion geschafft haben, schon jetzt mit Gewinn zu ernten. Andere Hersteller haben damit jedoch Probleme. (inwu)