Zahlen per App: Unbemannter Supermarkt in Schweden eröffnet

Ein Supermarkt, der ohne Kassierer auskommt und nur auf Käufer mit Smartphone setzt. Kann das funktionieren? Ein IT-Spezialist in Schweden wagt den Versuch.

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Smartphone

Mit der gleichnamigen Smartphone-App übernimmt der Kunde das Scannen und Bezahlen bei Näraffär.

(Bild: Viken/Näraffär)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Anke Poimann
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Einen Mitarbeiter sucht man in dem Supermarkt in einer schwedischen Kleinstadt meist vergebens, da fast nie einer vor Ort ist. Der Kunde übernimmt stattdessen die Aufgaben des Kassierers. Vollständig ohne Mitarbeiter kommt der Laden jedoch noch nicht aus – das Auffüllen der Regale muss der Ladenbesitzer immer noch selbst erledigen.

Um in dem Laden "Näraffär" einkaufen zu können, müssen die Kunden zunächst die App auf ihrem Smartphone installieren und sich dort registrieren. Anschließend lässt sich die Eingangstür mit einem Fingerwisch in der App öffnen. In dem nur etwa 45 Quadratmeter kleinen Laden sind Dinge des alltäglichen Bedarfs zu finden, jedoch keine Zigaretten oder Medikamente. So soll Diebstählen vorgebeugt werden. Zudem sind sechs Überwachungskameras installiert, die Einbrecher und Diebe abschrecken sollen.

Sollte die Eingangstür einmal länger als acht Sekunden offen stehen oder jemand versuchen, die Tür aufzubrechen, wird Ladenbesitzer Robert Ilijason automatisch per Textnachricht informiert. Zum Einscannen der Waren nutzen die Konsumenten die Smartphone-Kamera. Die Abrechnung erfolgt monatlich, eine Kasse gibt es im Laden nicht.

Ganz so neu ist der Grundgedanke jedoch nicht. Ähnliche Konzepte verfolgen Selbstbedienungs-Videotheken, in denen der Kunde die DVD am Bildschirm auswählt und sie automatisiert zur Verfügung gestellt bekommt. Auch immer mehr Supermärkte setzen auf die Mitarbeit der Kunden, die ihre Waren am Ende des Einkaufs per Self-Checkout verbuchen und bezahlen. Der Supermarkt Globus testet aktuell ein anderes System, bei dem die Produkte bereits während des Einkaufs gescannt werden. Bezahlt wird der Einkauf zum Schluss an einem Bezahlterminal per Karte oder in bar. Mobile Payment-Verfahren setzen sich auch in deutschen Supermärkten immer weiter durch. So zog zuletzt beispielsweise Aldi Süd nach und installierte flächendeckend NFC-Terminals.

Neu an Ilijasons Supermarkt ist, dass Kunden eine App für alles nutzen. Gerade der kleine, spontane Einkauf zwischendurch soll laut Ilijason dadurch deutlich schneller erledigt sein.

Gerade für viele ältere Menschen in dem kleinen Ort Viken ist der Laden eine Möglichkeit, den täglichen Einkauf zu erledigen, ohne weite Strecken zum nächsten Supermarkt zurücklegen zu müssen. Allerdings besitzen sie häufig gar kein Smartphone oder sind mit der Technik wenig vertraut. Wie AP berichtet, Ilijason denkt daher bereits über Alternativen nach, wie etwa Kreditkartenterminals, die bereits aus Banken bekannt sind. Der Ladenbesitzer hält es zudem für denkbar, für einige Stunden am Tag einen Mitarbeiter zu beschäftigen, der unsicheren Käufern die Vorgehensweise erläutert.

(apoi)