Brasilien: Facebook-Manager festgenommen

Weil Facebook bei Drogenermittlungen nicht mit der Justiz zusammenarbeitet, wird in Brasilien ein Manager festgenommen. Der Internetkonzern kritisiert die Verhaftung als unverhältnismäßig. Das Unternehmen verfüge nicht über die angeforderten Daten.

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Facebook und WhatsApp

(Bild: dpa, Daniel Reinhardt/Archiv)

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  • dpa

Wegen mutmaßlicher Behinderung der Justiz hat die Polizei in Brasilien einen Manager des Internetkonzerns Facebook festgenommen. Der Vizepräsident für Lateinamerika, Diego Dzodan, habe sich einer richterlichen Anordnung widersetzt, Gesprächsprotokolle des Messengerdienstes WhatsApp an Drogenermittler weiterzugeben, berichtete die Zeitung Folha de São Paulo am Dienstag.

Facebook und sein Tochterunternehmen WhatsApp kritisierten die Verhaftung. Das Unternehmen sei enttäuscht über die extreme und unverhältnismäßige Maßnahme, hieß es in einer Stellungnahme von Facebook. Ein Richter hatte WhatsApp aufgefordert, einen Gesprächsverlauf zwischen mutmaßlichen Drogenhändlern an die Behörden herauszugeben.

Als sich Facebook weigerte, wurde Dzodan in seiner Wohnung in São Paulo festgenommen. Der Internetdienst WhatsApp war 2014 von Facebook gekauft worden. "WhatsApp kann keine Informationen zur Verfügung stellen, die es nicht besitzt", zitierten lokale Medien aus einer Stellungnahme des Dienstes. Das Unternehmen speichere die Gesprächsverläufe seiner Kunden nicht. Die Behörden erklärten hingegen, sie hätten nicht den Inhalt der Gespräche, sondern Geo- und Benutzerdaten von Verdächtigen angefordert.

Bereits im Dezember hatte die brasilianische Justiz ein Exempel statuiert: Weil WhatsApp in einem Kriminalfall Daten nicht herausgab, ließ eine Richterin den Messengerdienst landesweit blockieren. Nach 14 Stunden hob ein Berufungsgericht die Blockade auf und ersetzte sie durch eine Geldstrafe. (kbe)