Mensch gegen Smartphone: Apps für das Strategiespiel Go

Die Go-Welt fiebert dem 9. März entgegen, wenn Google mit einer künstlichen Intelligenz den Spitzenspieler Lee Sedol herausfordert. Ganz gleich, ob Go für Sie neu ist oder Sie es schon kennen: Mit einer App für Ihr Smartphone oder Tablet können Sie sich schon mal warm spielen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 8 Kommentare lesen
Go Brettspiel App
Lesezeit: 4 Min.
Von

Das stärkste Computerprogramm für das asiatische Brettspiel Go hieß Crazy Stone – bis Google im Januar mit der Nachricht überraschte, dass ihre künstliche Intelligenz AlphaGo einen menschlichen Profi im Go geschlagen hat. Aber AlphaGo ist ein Monster, das bisher nur hinter verschlossenen Türen irgendwo im Google-Cluster gezüchtet wird und der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung steht. Hintergründe zu seiner Funktionsweise finden Sie im c’t-Artikel "Mysteriöse Tiefe – Wie Google-KI den Menschen im Go schlagen will". Um die Zeit bis zum 9. März zu überbrücken, wenn AlphaGo gegen den Spitzenspieler Lee Sedol antritt, können Sie sich auf dem Smartphone oder Tablet schon mal warm spielen.

Die stärkste Go-App Champion Go gibt dem Autor regelmäßig eins auf die Mütze.

Die Crazy-Stone-Engine gibt es in Form dreier Apps: Champion Go für iPhone (4,99 Euro), Champion Go HD für iPad (7,99 Euro) und Champion Go für Android (3,80 Euro). Die Spielstärke der Android- und iPhone-Versionen beträgt etwa 1k bis 2k, die der iPad-Version etwa 1d. Das ist für Anfänger weit mehr als genug – die Spielstärken werden im Go wie bei den Kampfsportarten gezählt. Bei den Meistergraden "Dan", abgekürzt "d", sind höhere Zahlen besser, bei den Schülergraden "Kyu" (k) sind höhere Zahlen schlechter. Ein Anfänger, der gerade die Regeln gelernt hat, spielt vielleicht 25k, da sind die Champion-Go-Apps selbst in der schwächsten Einstellung vermutlich noch zu gut.

Aber auch starken Go-Spielern haben die Apps was zu bieten: Gegen eine Gebühr, beginnend bei 3 Euro für 30 Tage, kann man in den Apps gegen eine auf einem Server laufende Instanz von Crazy Stone spielen, die laut Hersteller 6d spielt. Das haben wir aber nicht ausprobiert: Der Autor dieser Zeilen spielt selbst nur 4k und bekommt von seinem iPad schon so gründlich auf die Mütze, dass ihm nicht nach einem noch stärkeren Gegner zumute war. Die Stärke der Champion-Go-Apps liegt jedenfalls eindeutig beim Go-Spiel und nicht beim User-Interface-Design: Die Oberfläche ist – sagen wir mal spröde.

Schicker, schneller und man hat auch mal ne Chance zu gewinnen: Igowin für iPhone.

Schöner, schlichter und schneller ist die iPhone-App Igowin Pro (4,99 Euro; auch einfachere, kostenlose Versionen verfügbar). Den Namen hat der Autor David Fotland von seinem gleichnamigen 9x9-Go-Progrämmchen für Windows übernommen, das anscheinend recht beliebt war. Von dort stammt auch das einfache Konzept der automatischen Spielstärkeanpassung: Igowin versucht sich möglichst genau auf die Stärke seines Gegners einzustellen – durch die Wahl einer passenden Spielstärke für das Programm und gegebenenfalls noch Vorgabesteine oder -Punkte (Komi). Wenn es verliert, spielt es als Nächstes ein bisschen stärker, wenn es gewinnt, ein bisschen schwächer. So kann man unterhaltsam eine Partie nach der anderen zocken und hat auch ab und zu mal ein Erfolgserlebnis. Die Spielstärke lässt sich aber auch manuell wählen und geht dann bis 3k; das könnte ungefähr hinkommen. Wir haben spaßeshalber mal Igowin auf dem iPhone gegen Champion Go HD auf dem iPad ein paar 9x9-Partien spielen lassen – es hatte keine Chance.

Go zu lernen bedeutet nicht zwangsläufig, immer nur vollständige Partien zu spielen. Auch die Übung typischer Probleme stärkt die Go-Muskeln. Das dauert nicht so lange wie komplette Partien; so lässt sich jede freie Minute zum Go-Training verwenden. Eine gute Hilfe hierbei ist Tsumego Pro. Die kostenlose für Android und iOS verfügbare App präsentiert jeden Tag je zwei leichte, mittelschwere und schwere Probleme. Wem das nicht reicht, der kann sich für rund 1,50 Euro Pakete mit 200 bis 300 weiteren Problemen kaufen. GoGrinder eignet sich ebenfalls als guter Trainer für Probleme. Die App für 2,99 (iOS) oder 1,11 Euro (Android) erhält man knapp 500 Probleme; weitere lassen sich als SGF-Dateien impotieren. (bo)