Analyse: Was SQL Server für Linux für Microsoft bedeutet

Während andere Microsofts Ankündigung als Zeichen für eine Eiszeit in der Hölle nehmen, erkennt Autor und Entwickler Golo Roden die Strategie hinter der Öffnung des Unternehmens, die vor allem Azure zu Gute kommen soll.

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Analyse: Microsoft kündigt SQL Server für Linux an
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Von
  • Golo Roden

Scott Guthrie, der unter anderem Microsoft Azure verantwortet, hat angekündigt, dass die kommende Version der relationalen Datenbank SQL Server auch für Linux verfügbar sein wird. Die tatsächliche Veröffentlichung ist zwar erst für Sommer 2017 geplant, aber die Ankündigung überrascht – zumindest auf den ersten Blick – enorm.

Eine Version von SQL Server für Linux ist gar nicht so abwegig, wie man zunächst vermuten könnte. Microsoft hat bereits vor einigen Jahren erkannt, dass die Zukunft des Unternehmens nicht mehr auf dem Desktop zu suchen ist, sondern im Web. Mit der Cloud-Plattform Azure versucht Microsoft, im Web den gleichen Stellenwert zu erreichen wie mit Windows auf dem Desktop.

Eine Analyse von Golo Roden

Golo Roden ist Gründer der "the native web UG", eines auf native Webtechniken spezialisierten Unternehmens. Für die Entwicklung moderner Webanwendungen bevorzugt er JavaScript und Node.js und hat mit "Node.js & Co." das erste deutschsprachige Buch zum Thema geschrieben.

Das gelingt jedoch nur, wenn man sich öffnet und andere Technologien nicht nur zulässt, sondern mit offenen Armen empfängt. Denn letztlich kann es Microsoft gleich sein, ob Entwickler mit .NET oder einer anderen Technologie arbeiten, solange das Ergebnis auf Azure ausgeführt wird.

Ein Infrastrukturprodukt wie SQL Server auf Linux zu portieren, ergibt daher ausgesprochen viel Sinn – zumal Datenbanken wegen des SQL-Standards verhältnismäßig kompatibel zueinander sind und sich daher weitaus leichter wechseln lassen als andere Infrastrukturkomponenten.

Die Ankündigung rückt auch andere Entwicklungen von Microsoft in das entsprechende Licht: Die Zusammenarbeit mit Docker ist die Basis für die Installation von SQL Server. Auf der Produktseite von SQL Server für Linux heißt es nämlich:

"Please note that at this time, SQL Server on Linux is available on Ubuntu or as Docker image."

Das betrifft derzeit zwar nur die erste Vorabversion, es ist aber dennoch bemerkenswert, dass Microsoft gerade diesen Weg gewählt hat. Außerdem ist davon auszugehen, dass im weiteren Verlauf lediglich zusätzliche Installationsarten hinzukommen, die Deployment-Option als Docker-Image aber bestehen bleibt.

Auch das Portieren von .NET für andere Betriebssysteme erscheint vor dem Hintergrund eines SQL Server für Linux in neuem Licht: Da SQL Server als Host für .NET fungiert, ist auch der Schritt nur logisch – und viel weiter in die Zukunft gedacht, als zunächst zu vermuten war.

Im Übrigen ist SQL Server für Linux nicht die erste moderne Entwicklung von Microsoft für das Betriebssystem: Auch der Azure Cloud Switch basiert auf Linux.

Insgesamt sind das Engagement und die neue Offenheit von Microsoft sehr begrüßenswert. Es bleibt spannend, wie die Reise weitergeht. (jul)