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Schweizer Firma schrumpft den Mainframe

Auf dem Schweizer Gemeinschaftsstand in Halle 6 können Großrechner-Fans den weltweit vermutlich ersten Software-defined Mainframe in Aktion bewundern.

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Schweizer Firma schrumpft den Mainframe
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Achim Born

Für Mainframe-Liebhaber hält der Swiss Pavilion ( Halle 6, D30 – Messestand 201) bei Lzlabs einen Leckerbissen bereit: Der Prototyp des vermutlich weltweit ersten Software-defined Mainframe. Das in Wallisellen/Kanton Zürich beheimatete Unternehmen will in Cobol oder PL/1 geschriebenen Anwendungsprogrammen von IBMs Großrechnern (z-Series) eine neue Heimat respektive eine kostengünstigere Alternative bieten.

Auf dem Mainframe entsprechen Lz Online, Lz Dataset, Lz Relational und Lz Hierarchical den Komponenten CICS, VSAM, DB2 und IMS,

(Bild: Lzlabs )

Dazu werkelt Lzlabs (das z steht offiziell für Zürich) seit 2011 an einem Linux-basierten Software-Container für x86-Hardware, Dieser nutzt Nachbildungen der Mainframe-Subsysteme wie Job Control Language, TP-Monitore und Datenbanken, um dem Anwendungscode und den Daten vorzugaukeln, sie befänden sich in einer Mainframe-Umgebung. Dazu werden die Aufrufe der Mainframe-Systemumgebungen abgefangen und in Calls für die Linux-Umgebung gewandelt.

Um die Leistungsstärke des Systems zu demonstrieren, lassen die Schweizer auf ihrem Stand einschlägige TCP-C-Benchmarks auf einem Intel NUC (i7-55570U, 16 GB) durchrechnen. Lzlabs startete die Entwicklung ursprünglich auf CentOS. In der Zwischenzeit ist man aber auf Red Hat umgeschwenkt. Zudem arbeiten die Schweizer mit Microsoft zusammen, um ihren Container künftig auch als Cloud-Service via Azure an den Mann zu bringen.

Die „Software-Mainframe“ befindet sich aktuell noch in der Testphase bei Pilotkunden, soll aber – wie zu erfahren war – voraussichtlich noch in diesem Jahr verfügbar werden. Lzlabs ist im Übrigen nicht die erste Firma, die Mainframe-Anwendungen in andere Umgebungen hieven möchte. Das Startup Platform Solutions Inc. beispielsweise entwarf Mainframe-Clones auf Itanium-Basis. NEON Enterprise Software wiederum wollte Unternehmen mit zPrime zu Kosteneinsparungen verhelfen, indem Workloads auf die kostengünstigeren Spezialprozessoren zIIP (Integrated Information Processor) und zAAP z Application Assist Processor) verschoben wurden. Bislang verstand es IBM jedoch, die Angriffe mittels Rechtsverfahren abzuwehren. Mitunter beendete auch eine Übernahme den Streit. (avr)