Post aus Japan: Preisgekrönt Feuer löschen

Warum dürfen Feuerlöschgeräte nicht auch schön gestaltet sein? Eine japanische Firma räumte gerade einen deutschen Designpreis für seinen Stickstofflöscher ab.

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Von
  • Martin Kölling

Warum dürfen Feuerlöschgeräte nicht auch schön gestaltet sein? Eine japanische Firma räumte gerade einen deutschen Designpreis für seinen Stickstofflöscher ab.

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus – und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends.

Das Design vieler Geräte folgt der Devise "Form folgt Funktion". Aber dass sich Design und Funktion auch ästhetisch gewinnbringend vereinigen lassen, beweist die japanische Firma Morita. Ihr weltweit erster tragbar-mobiler Mini-Stickstofflöschwagen hat den iF-Design Award gewonnen, wie die Japaner stolz vermeldeten.

Habot-Mini nannten die Ingenieure ihren 50 kg schwere Bonsai-Feuerlöschzug, den die Feuerwehrleute überall mit hintragen oder ziehen können. Der erste Clou ist seine Funktion: Er löscht wasserlos. Stattdessen nutzt er mit Stickstoff angereicherte Luft, um Brände zu ersticken. Dazu saugt er Umgebungsluft an und verwandelt sie in eine Stickstoffbrise, deren Sauerstoffgehalt von 21 auf 12,5 Prozent gesenkt wurde.

Dieser Trick hat den Vorteil, Flammen rasch den Sauerstoff zum Brennen zu nehmen, ohne (wenigstens bei kurzem Kontakt) Menschen zu schädigen. Als mögliche Einsatzgebiete nennen die Ingenieure zum Beispiel Bibliotheken, Computer- oder Datenzentren, bei denen Wasser zusätzlich Schaden anrichten kann.

Der zweite Clou ist seine Form: Die Die Erschaffer haben ihr Gerät in Form eines abgerundeten Miniatur-Oldtimer-Rennautos verpackt. Das Gerät ist von der Karosserie bis zu den Reifen in feinem Weiß gehalten. Die Reifen sind überdies hübsch ausgestellt und sehr breit.

Doch die Membranen zur Stickstoffanreicherung sorgen für den stärksten Design-Akzent. Sie wurden in vier Stahlrohre verpackt, die sich zylindergleich über der "Motorhaube" wölben und treffen. Sehr hübsch. Vorne an der Nase kann dann ein Stickstofflöschschläuchlein angebracht werden.

Ich bin mir sicher, dass weder die weißen Reifen noch die freiliegenden Rohre sich in einem echten Produkt wiederfinden werden. Denn Ruß und Asche fallen auf schwarzen Rädern weniger auf, während gleichzeitig die Feuerwehrleute sicherlich das Herzstück ihrer Anlage, die Stickstoffanreicherungsanlage, besser schützen wollen. Dennoch finde ich die Idee klasse, schönen Nutzwert zu schaffen.

Mir sind hier in Japan in dieser Hinsicht schon mehrere Konzepte und Produkte vorgekommen: Der Treckerhersteller Yanmar hat den Designer Ken Okuyama einen Traktor zeichnen lassen, um auch modebewusste Frauen für die Landwirtschaft zu begeistern. Natürlich profitieren auch Männer von ästhetischerer Agrarökonomie.

Daimlers japanische Nutzfahrzeugtochter Fuso ließ ein Frauenteam einen Lastwagen für Frauen tunen. Dieses Projekt diente nicht nur als Motivationsübung und Personalmarketingtool, sondern hatte auch einen geschäftsmäßigen Hintergrund. Japans Logistikunternehmen wollen den Anteil von Fahrerinnen erhöhen, weil a) die männlichen Arbeitskräfte knapp werden und b) immer mehr Lebensmittel an zumeist weibliche Kunden ausgeliefert werden. Und die, so das Kalkül, lassen sich lieber von Frauen als von Männern bedienen. Wer weiß, vielleicht zahlt sich der Designeransatz später auch für Morita aus – als zusätzlicher Kaufgrund für die Einkaufsabteilungen der Feuerwehren. ()