JavaLand 2016: Mischung aus Kontinuität und Abwechslung

Anfang März öffnete erneut die JavaLand-Konferenz ihre Tore – mittlerweile bereits zum dritten Mal mit über 1200 Teilnehmern.

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Von
  • Michael Müller
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Anfang März öffnete erneut die JavaLand-Konferenz ihre Tore – mittlerweile bereits zum dritten Mal. Mit über 1200 Teilnehmern abermals deutlich gewachsen, ist sie spätestens jetzt im Kreis der größten europäischen Java-Fachkongresse angekommen.

Das JavaLand ist eine besondere Konferenz geblieben, gestaltet "von der Community für die Community". Das zeigen nicht nur die vielen Aktivitäten der Java-Gemeinde, das JUG-Cafe (Java User Group) oder die Early Adopters Area, sondern auch der neue Newcomer-Stream: Zehn Entwickler, die ihr Wissen noch nicht auf einer Konferenz präsentiert hatten, feierten hier ihr Debüt. Man habe, so Programmleiter Markus Eisele, ganz bewusst neue Sprecher aus der Praxis auf die Bühne holen wollen. Um ein gutes Gelingen zu gewährleisten, erhielten sie Unterstützung durch namhafte Mentoren aus der Java-Szene.

Überhaupt hat das Programmkomitee aus fast 400 Vortragsvorschlägen mehr als 100 derart ausgesucht, dass ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Vorjahres- und neuen Sprechern herrschte. Dabei war es wieder gelungen, zahlreiche hochkarätige internationale und nationale Sprecher ins Phantasialand zu lotsen.

Viertklässler treffen auf Java Rockstars Stephen Chin und Markus Eisele

Ein anderes Anliegen war es, junge Menschen für das Programmieren zu begeistern. So kamen am Vortag der Hauptkonferenz Viertklässler zur JavaLand4Kids-Veranstaltung, um Bewegungsabläufe zu programmieren: Unter anderem brachten sie einer Gruppe kleiner Nao-Roboter den Gangnam-Style bei. Neben den Kindern tanzten die kleinen Kerle dann so wild, dass einer glatt das Gleichgewicht verlor.

Ein Blickfang war auch Aldebarans Roboter Pepper.

Die eigentliche Konferenz startete nicht mit einer Keynote, sondern mit einer warmen Begrüßung und einigen Erläuterungen zum Anliegen der Veranstaltung. An der Stelle wurde berichtet, welche Aufgaben das Programmkomitee für die Auswahl der Vorträge zu bewältigen hatte. Insgesamt förderte das die Transparenz der Veranstaltung. In diesem Jahr gab es bewusst nur eine Keynote: Adam Gowdiak berichtete über Sicherheitslecks, die er in Java gefunden habe und darüber, dass Oracle seine Eingaben abblocke und ignoriere. Was als interessanter Vortrag begann, glitt teilweise in die Auflistung gegenseitiger Vorwürfe ab.

Das weitere Programm war in sieben Themenbereiche gegliedert: Core Java & andere JVM-Sprachen, Enterprise Java & Cloud, Architektur & Sicherheit, IDEs & Tools, Container & Microservices, Frontend & Mobile sowie IoT. Während die Auswahl der Themen bereits einen Hinweis darauf gibt, was derzeit gefragt ist, lassen sich aus den jeweiligen Besucherzahlen weitere Hinweise ablesen.

Beispiel Java EE: Im Vergleich zum Vorjahr waren die meisten Veranstaltungen zu speziellen Themen der Java Enterprise Edition weniger stark besucht. David Delebassees Überblick zum Stand von Java EE 8 zog dagegen viele Teilnehmer an. Aufgrund der Verzögerung des nächsten Releases auf das kommende Jahr gibt es aber im Detail nicht viel Neues zu berichten. Eine Gesprächsrunde am Rande der Early Adopters Area bestätigte das. Etliche Teilnehmer der Runde kamen aus dem Kreis der Expert Groups und brachten Unmut darüber zum Ausdruck, dass sie weiter an Spezifikationen und Implementierung arbeiten wollen, anscheinend jedoch von Oracle ausgebremst werden. Anwesende Oracle-Mitarbeiter bestätigten, dass hier die Entwicklung langsam voranschreite, da Oracle derzeit den Fokus auf die Cloud lege und so weniger Zeit für die Arbeit an Java EE zur Verfügung stehe.

Ganz wichtig: die Kommunikation unter den Besuchern des JavaLands.

Das Thema Sicherheit ist in Unternehmen sehr wichtig. Und sie wird nicht allein durch technische Maßnahmen wie Firewalls gewährt. Vielmehr fängt Sicherheit bei der Software an. Hier klaffen anscheinend Anforderungen und Vorlieben der Entwickler auseinander. "Coole Anwendungen" zu programmieren macht eben mehr Spaß, als Sicherheit zu implementieren. Und so waren Sessions zu Java Hacking, kommenden Features oder innovativen Programmiersprachen meist stärker besucht als solche zur Sicherheit.

Viele Anwendungen werden heute mit JavaScript entwickelt. Im Browser herrschen nun mal HTML, CSS und JavaScript; auch Java-Entwickler kommen um die Tatsache nicht herum. Es gab zwar Stimmen einzelner Java-Enthusiasten, die mit JavaScript nichts zu tun haben wollen. Doch die vollen Vortragsräume zeigten eindeutig, dass auch auf einer Java-Konferenz kein Weg an JavaScript vorbeigeht, selbst wenn Geertjan Wielenga in seiner Session zu JavaScript meinte, man solle auch schon mal einem Hype widerstehen und auf Swing setzen.

Swing? Gibt es da nicht JavaFX, das angetreten war, Swing abzulösen? Oracle selbst unterstützt JavaFX auf dem ARM-Port mittlerweile nicht mehr und hat auch den Support für den Scene Builder abgegeben. Das sind Umstände, die Java-Entwickler verunsichern und den iJUG (Interessenverbund deutscher Java User Groups) veranlassten, von Oracle ein klares Bekenntnis zu JavaFX anzufordern.

Mitarbeiter des Unternehmens versicherten vor Ort, dass die Unterstützung nur ausgelagert worden sei, damit sich die damit verbundenen Aufgaben durch die jeweiligen Anbieter besser betreuen ließen. Die gestiegene Zahl von Personen, die sich um diese Bereiche kümmern, spreche eindeutig für den Erfolg des Konzepts. JavaFX werde im Zuge von Oracles Roadmap für Java SE mindestens bis 2028 unterstützt.

Auf das Internet of Things (IoT) gingen nicht nur diverse Vorträge ein, es war auch in der sogenannten Community Hall deutlich sichtbar. So stellte Oracles Community-Manager Stephen Chin eine Spielekonsole im Retro-Look vor, in deren Innerem ein Raspberry Pi werkelte.

Überwiegend stark besucht waren die Sessions zum Thema Services. Als SOA noch von vielen verpönt, stehen die gleichen Services jetzt mit dem Zusatz "Micro" versehen hoch im Kurs. Zugegeben, auch wenn sich der einzelne Dienst nicht von dem unterscheiden mag, was schon seit Jahren im Einsatz ist, gibt es doch einen Unterschied: Es werden nicht mehr die Services aufwendig orchestriert oder einige fachliche Einheiten von traditionellen Applikationen angesprochen, vielmehr baut man die gesamte Applikation aus ihnen auf. Das bringt neue Anforderungen mit sich.

Auch deswegen waren auf der Konferenz warnende Stimmen zu vernehmen: Wenn man alles auf einzelne Services verteile, könne es mit Transaktionen schwierig bis gar unmöglich werden. In zahlreichen Diskussionen, meist in der Community Hall, wurden diverse Argumente zu diesem Thema ausgetauscht. So berichtete jemand, eine Auswertung habe ergeben, dass 95 Prozent der untersuchten Anwendungen keine Transaktionen benötigten. Untersucht wurden jedoch nur auf GitHub gehostete Anwendungen. Andere Teilnehmer merkten an, dass die unternehmenskritischen Anwendungen in der Regel nicht auf GitHub zu finden seien und diese zum großen Teil transaktionsorientiert arbeiten müssten. Hier besteht also für die nächste Zeit noch viel Klärungsbedarf.

Über 20 Unternehmen kamen in der Ausstellung zusammen.

Viele Besucher berichteten, dass sie bereits zum zweiten oder gar dritten Male teilnehmen und das auch für das kommende Jahr planen. Die Veranstalter sprechen von rund 80 Prozent Wiederholern. Berücksichtigt man die deutlich gestiegene Besucherzahl, waren ungefähr die Hälfte der Besucher mindestens zum zweiten Mal zu Gast. Ein deutliches Zeichen für die Attraktivität der Veranstaltung und Indiz dafür, dass die Mischung bewährter wie neuer Sprecher für interessante und neue Themen sorgt. Und so darf man sich auf die nächste Ausgabe freuen, die vom 28. bis 29. März 2017 an gleicher Stelle stattfinden soll.

Michael Müller
ist als Bereichsleiter Softwareentwicklung der InEK GmbH verantwortlich für Projekte im Web-, Java- und .NET-Umfeld. Daneben betätigt er sich als freier Autor und verfasst Fachartikel zu diversen Entwicklungsthemen sowie Buchrezensionen. (ane)