Facebook: Jeder ethnischen Gruppe ihr eigener Film-Trailer

Selbst Dinge, die Facebook von seinen Nutzern nicht erfragt, kann das Portal ziemlich zielsicher erraten. Das geht soweit, dass Nutzer unterscheidliche Film-Trailer zu sehen bekommen, je nachdem welches Vorwissen Facebook vermutet.

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Facebook: Jeder ethnischen Gruppe ihren eigenen Film-Trailer
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Die Macher des Musikfilms "Straight Outta Compton" haben dank Facebook bei verschiedenen ethnischen Gruppen unterschiedlich für ihren Film geworben und sind mit dem Ergebnis äußerst zufrieden. Das hat ein Vertreter der Universal Studios auf dem South by Southwest erklärt, fasst Business Insider zusammen. Demnach gab es drei sehr unterschiedliche Trailer für den Film, angepasst an die mutmaßlichen Vorkenntnisse von Afroamerikanern, Latinos und der restlichen Bevölkerung. Auch wenn Facebook die ethnische Gruppe seiner Nutzer nicht abfragt, könne es diese trotzdem sehr zielsicher erraten und den geplanten Trailer anzeigen. Dass jede Zielgruppe ihren Trailer zu sehen bekam, sei eine wichtige Voraussetzung für den breiten Erfolg des Films, erklärte demnach Doug Neil von Universal.

"Straight Outta Compton" erzählt die Geschichte der Hip-Hop-Crew N.W.A., die Ende der 1980er Jahre dem Gangsta-Rap zum Durchbruch verholfen hat. Bekannte Bandmitglieder waren unter anderem Dr. Dre und Ice Cube. Grundlage der besonders zielgruppenorientierten Werbung für den Film war die Vermutung, dass Afroamerikaner zumindest grob mit N.W.A. vertraut sind. Beim restlichen Teil der Bevölkerung konnte dies dagegen nicht angenommen werden, so Neil. Vor allem Nicht-Afroamerikaner und Nicht-Latinos würden die Band eher nicht kennen, aber Ice Cube als Schauspieler und Dr. Dre als Gründer von Beats Electronics.

Vergleicht man den Trailer für Afroamerikaner und jenen für Nicht-Afroamerikaner beziehungsweise Nicht-Latinos, werden die Unterschiede deutlich, zeigt Ars Technica: Im Trailer für Afroamerikaner fällt gleich zu Beginn der Name N.W.A. und wird danach andauernd wiederholt. Ice Cube und Dr. Dre treten am Anfang auf, offenbar um deutlich zu machen, dass es sich hier um eine Biographie handelt. Gewalt auf den Straßen wird erst gezeigt, nachdem sie in den Kontext des Protests gestellt wurde. Mutmaßlich weißen Nutzern wird dagegen das Bild eines Gangsterfilms gezeichnet, voller Gewalt und Waffen.

Facebook wirbt bereits seit Ende 2014 dafür, Werbung gezielt ethnischen Gruppen anzeigen zu können, schreibt Ars Technica weiter. Gegenwärtig könne zwischen "nicht-multikulturell (also vorwiegend weiß), afroamerikanisch, asiatisch-amerikanisch und Latino" gewählt werden. Zwar fragt Facebook diese Zuweisung nicht bei Nutzern nach, versuche aber etwa durch Likes oder Gruppenzugehörigkeiten auf den ethnischen Hintergrund zu schließen. Im Fall von "Straight Outta Compton" hat das offenbar sehr gut funktioniert, wurde die zielgruppengerechte Filmwerbung von Universal doch als "voller Erfolg" gewertet. (mho)