Staatliches Kryptogeld als Einstieg in ein anderes Bankensystem

Als Währung wird Bitcoin zunehmend uninteressant, doch das Prinzip der verteilten Abwicklung dahinter hat enormes Potenzial. Laut der Bank of England ließe sich damit sogar ein sicheres Bankensystem realisieren.

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Staatliches Kryptogeld als Einstieg in ein anderes Bankensystem
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Sascha Mattke

Die Bank of England tut sich zunehmend mit Forschung im Bereich der digitalen Währungen hervor. Ihre Ökonomen äußern sich in Fachaufsätzen und Interviews darüber, auf ihre Anregung hin haben Forscher vom University College London ein Konzept für staatlich kontrolliertes Kryptogeld entwickelt. Und Anfang März ließ Ben Broadbent, Vizegouveneur der britischen Zentralbank für Geldpolitik, durchblicken, dass eine solche Digitalwährung das Bankensystem sicherer machen könnte – auf Kosten der heutigen Geschäftsbanken, wie Technology Review online in "Ein Zentralbankkonto für jeden?" berichtet.

Wie Broadbent erklärt, geht es bei Überlegungen über die Einführung einer staatlichen Währung nach Bitcoin-Vorbild keineswegs nur um Fragen von Technik und Effizienz: Letztlich biete eine solche Entscheidung die Möglichkeit, jedem Bürger ein Girokonto bei der Zentralbank einzurichten. Dies wiederum würde ein schrumpfendes oder verschwindendes Einlagengeschäft für Geschäftsbanken bedeuten, das entscheidend dafür ist, dass sie heute durch schlichte Buchungsvorgänge Geld in Form von Krediten selbst schöpfen können.

Insofern könnte staatliches Kryptogeld samt Girokonto bei der Zentralbank einem grundlegenden Systemwechsel das Feld bereiten. Das Ergebnis wäre so genanntes "Narrow Banking" oder "Vollgeld". Fachleute haben seit langem keinen Zweifel daran, dass ein solches System sicherer wäre. Kritiker fürchten jedoch, es würde nicht nur die Geschäftsgrundlage der Banken gefährden, sondern auch die Kreditversorgung der Wirtschaft. Entschieden ist dieser Streit noch nicht, doch zunehmend wird klar: Wenn es irgendwann den Willen dazu gibt, stünden dank der Bitcoin-Technologie jetzt auch effiziente Möglichkeiten zur Realisierung zur Verfügung.

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(sma)