Hollywood verkauft Spielfilme im Internet

Das Filmstudio Miramax hat angekĂĽndigt, am 22. Januar einen kompletten Kinofilm aus dem Jahre 1999 zum kostenpflichtigen Download ins Internet zu stellen.

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Das Filmstudio Miramax hat angekündigt, am 22. Januar einen kompletten Kinofilm aus dem Jahre 1999 zum kostenpflichtigen Download ins Internet zu stellen. Ausgewählt wurde für dieses Experiment das Romantikdrama "Guinevere", welches für 3,49 US-Dollar im Internet angeboten werden soll. Der Preis enthält nach Aussagen des Studios eine 24-stündige Lizenz zur Wiedergabe des Films. Um die Einhaltung der Lizenz sicherzustellen, erhält der Käufer ein verschlüsseltes ASF-File. Nach Ablauf der "Mietdauer" soll die Datei nicht mehr abspielbar sein, eine Kopie des Films - selbst mit gültiger Lizenz - kann überhaupt nicht wiedergegeben werden.

Die Disney-Tochter hatte in der Vergangenheit bereits bei der digitalen Übertragung von Kinofilmen via Satellit eine Vorreiterstellung eingenommen. Nun will das Unternehmen eine Internet-Strategie entwickeln, um Usern rechtzeitig legale Möglichkeiten anzubieten, einen Film per Internet zu erwerben, bevor der illegale Tausch von Filmen über "Napster-ähnliche" Onlinebörsen so einfach wird wie der von Musikstücken. Miramax hat nach eigenen Angaben bereits im April 2000 einen Vertrag mit SightSound.com geschlossen, wonach 12 Spielfilme im Web angeboten werden sollen. Ziel ist es letztlich, die Bereitschaft der Konsumenten zu testen, komplette Filme aus dem Internet auf Pay-per-View-Basis herunterzuladen. "Wir bekämpfen Feuer mit Feuer", so Scott Sander, CEO von SightSound.com, "Wenn Leute Filme wollen, geben wir sie ihnen auf legale Weise".

Andere Filmstudios wollen nachziehen, so beispielsweise Sony, die über Internet einen eigenen Video-On-Demand-Service aufziehen wollen. Auch die Videotheken-Kette Blockbuster testet derweil die digitale Übertragung von Filmen – meist von Metro-Goldwyn-Meyer (MGM). Da dies über ein eigenes Netzwerk geschieht, können sich Hollywood-Studios mit diesem Gedanken meist besser anfreunden.

SightSound.com bietet heute bereits Filme zum kostenpflichtigen Download, die allerdings selten an die Qualität großer Kinofilme heranreichen. Andererseits muss angemerkt werden, dass "Guinevere" an den US-Kinokassen auch etwas enttäuschte: Von seinen 2,6 Millionen US-Dollar Produktionkosten spielte der Film gerade einmal rund 614.000 US-Dollar wieder ein. Und die vollmundige Ankündigung wirft noch weitere Fragen auf: So wäre es durchaus spannend zu erfahren, wie Miramax bei einem 104 Minuten lange Film, der als 500 MByte großes File übermittelt wird, "beinahe DVD-Qualität" garantieren will. Auf 1,85:1-Breitbildformat und Dolby Digital 5.1-Ton werden die Käufer jedenfalls verzichten müssen – anders als die Anfang März 2000 erschienene US-DVD bietet die Internetvariante nur Vollbild und Stereoton.

Fraglich ist schließlich, ob "Guinevere" weltweit heruntergeladen werden können wird, da Miramax nur die Distributionsrechte für die USA besitzt. SightSound jedenfalls scheint prüfen zu wollen, aus welcher Region die Downlad-Anfrage kommt – um gegebenenfalls den Download zu unterbinden. (nij)