Apple vs. FBI: Anhörung plötzlich vertagt

Der Showdown zwischen Apple und FBI vor Gericht ist kurzfristig vertagt worden. Denn das FBI möchte nun testen, ob es das iPhone aus San Bernardino auch ohne Apples Hilfe knacken kann.

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iPhone

Wahrscheinlich ist zur Entsperrung doch keine Regierungsversion von iOS erforderlich. 

(Bild: dpa, Michael Kappeler)

Lesezeit: 3 Min.

Die für Dienstag anberaumte Anhörung im kalifornischen Verfahren zwischen der US-Regierung und Apple ist auf unbestimmte Zeit vertagt. Das Gericht hat außerdem jene Anordnung, nach der Apple der Regierung beim Zugriff auf ein verschlüsseltes iPhone eines erschossenen Terroristen helfen soll, vorerst ausgesetzt. Grund dafür ist die späte Erkenntnis der Regierung, dass vielleicht doch Dritte das Handy knacken können. Apples Mitarbeit wäre dann nicht unbedingt erforderlich, was der gerichtlichen Anordnung die rechtliche Basis entzöge.

Apple vs. FBI: Streit über iPhone-Entsperrung

Die Regierung selbst hat die Vertagung Montagnachmittag kurzfristig beantragt. "Am Sonntag, dem 20. März 2016, hat eine außenstehende Partei dem FBI eine mögliche Methode zur Entsperrung [des iPhones] vorgeführt", heißt es in der kurzen Antragsbegründung, "Test sind erforderlich, um festzustellen, ob das eine praktikable Methode ist, die die Daten [auf dem iPhone] nicht kompromittieren wird. Sollte die Methode praktikabel sein, sollte das den Bedarf an Hilfe seitens Apple beseitigen […]."

Nähere Angaben zur technischen Methode, oder wer diese unbeteiligte Partei ist, sind der Eingabe nicht zu entnehmen. Das FBI möchte nun Tests durchführen und bis spätestens 5. April dem Gericht Bericht erstatten. In einer kurzen, eilig einberufenen Telefonkonferenz zwischen Staatsanwälten, Apple und der Richterin (Magistrate Judge) Shery Pim hat sich Apple nicht gegen die Verschiebung der Anhörung ausgesprochen. Anschließend hat die Richterin dem Regierungsantrag stattgegeben.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatten sich aufgrund des großen öffentlichen Interesses an dem Fall "fortlaufend" Dritte gemeldet, die "Ansätze zu möglicher Forschung" angeboten hätten. Einer dieser Ansätze ist nun offenbar vielversprechend.

John McAfee, IT-Security-Veteran und Kandidat der Libertarian Party für das Amt des US-Präsidenten, hatte seine Hilfe sogar öffentlich angeboten. Nachdem sich das FBI daraufhin aber nicht bei ihm gemeldet hatte, beschrieb McAfee seine Methode in einem TV-Interview: Der Code sowie die gespeicherten Daten sollten [binär] direkt von den Speicherchips ausgelesen werden. Anschließend gelte es, den Softwarecode mittels Disassembler zu analysieren, um im Programmablauf jene Stelle zu finden, bei der erstmals auf die Tastatur zugegriffen wird.

"Denn das ist es, was Sie machen, wenn sie [Ihren Code] eingeben. […] Wenn man das hat, liest man die Anweisungen, wo im Speicher der geheime Code abgelegt ist. Es ist so trivial!", sagte McAfee im Februar zu RT. "Es ist eine Sache von einer halben Stunde. Das FBI weiß das. Und wenn es das nicht weiß, sind wir in großen Schwierigkeiten."

Edward Snowden hält das FBI für unaufrichtig.

(Bild: Freedom of the Press Foundation CC-BY 4.0 )

Nach Bekanntgabe der Vertagung äußerte sich unter anderem Edward Snowden auf Twitter: "Jeder glaubwürdige Experte wusste, dass es alternative Methoden gibt. Dass das FBI auf so [schwacher Basis] so weit gegangen ist, zeigt eine Missachtung der Fakten".

Etwas später fügte der Dissident hinzu: "Es ist schwer, die Ereignisse des heutigen Abends nicht als permanente Beschädigung der Glaubwürdigkeit der Behauptungen des FBI über Verschlüsselung zu deuten." Das FBI habe die grundlegenden Hausaufgaben vor einer Gerichtsverhandlung nicht gemacht.

Während der Fall umgangssprachlich als "Apple v. FBI" bezeichnet wird, heißt er zur Zeit offiziell "The Matter of the Search of an Apple iPhone Seized During the Execution of a Search Warrant on a Black Lexus Is300, California License Plate 35KGD203". Das Aktenzeichen beim US District Court, Central District of California, Eastern Division, lautet 5:16-cm-00010-SP. (ds)