Das Terpsiton: Musik aus dem Äther in XXL

Das Terpsiton ist ein fast vergessenes Musikinstrument, das berührungslos mit dem ganzen Körper gespielt wird. Es existiert nur noch ein Original des Erfinders. Eine Berliner Bastlergruppe hat es nachgebaut.

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Terpsiton

(Bild: Screenshot aus dem verlinkten Video)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Felix Pfeifer

Der Nachbau eines Terpsitons einer Gruppe Berliner Bastler ist ein Projekt weniger zum Anfassen, eher zum Anhören, Ansehen und – Antanzen. Denn ein Terpsiton ist ein Musikinstrument, das berührungslos durch Gesten mit dem ganzen Körper gesteuert wird. Das Instrument wurde 1932 vom russischen Physiker Leon Theremin erfunden und geriet später zunehmend in Vergessenheit. Das letzte erhaltene Original befindet sich am Moskauer Konservatorium.

Das Berliner Terpsiton enthält Lichter zum Anzeigen der Tonhöhe, wie sie Theremin selbst in einigen Modellen eingebaut hat. Daneben haben die Bastler einige Erweiterungen eingebaut: einen Vibratogenerator und eine Quantisierungsschaltung, mit der sich die Töne optional auf eine Durtonleiter beschränken lassen. Schließlich besitzt der Nachbau eine Lautstärkeregelung, die wie die Tonhöhe durch einen menschlichen Körper gesteuert werden kann. Ein Video der Berliner erklärt die verwendeten Komponenten, aber leider nicht, wie die Teile verbunden werden. Als Nachbauanleitung reicht das nicht, als Anregung durchaus.

Neben dem Terpsiton erfand Leon Theremin auch das – deutlich bekanntere – Theremin. Die Tonhöhe des Theremins beeinflusst man mit Handgesten. Beim Terpsiton benutzt der Musiker hingegen seinen ganzen Körper. Theremins Idee war, mit dem Instrument Musik nicht zu spielen, sondern zu tanzen. Das technische Prinzip beider Instrumente ist das gleiche.

Blockschaltbild eines Theremins

(Bild: CC BY-SA 3.0 DF5GO)

Grundlage sind zwei hochfrequente Schwingkreise: einer mit fester und einer mit variabler Frequenz. Letztere wird durch eine Änderung der Kapazität des Schwingkreises eingestellt. Die Kapazität wiederum wird durch eine Antenne bestimmt. Nähert man sich der Antenne, beeinflusst das die Kapazität. [Update, 29.03.16, 10:32: Die Schwingungen der beiden Schwingkreise werden multipliziert. Dabei entstehen Summen- und Differenztöne. Letztere fallen in den hörbaren Bereich.] Die hochfrequenten Anteile werden durch einen Tiefpassfilter entfernt. Das Signal kann dann verstärkt von einem Lautsprecher wiedergegeben werden.

Für die Regelung der Lautstärke wird nur ein Schwingkreis mit variabler Frequenz verwendet. Ein Bandpassfilter sorgt dafür, dass sich der Pegel des Signals abhängig von der Frequenz ändert. Ein Hüllkurvendetektor generiert dann daraus das Steuersignal für den Verstärker. (fpf)