Reklametrojaner fliegt raus

Der deutsche Alleinvertreiber für Spiele der amerikanischen Marke eGames, die Mönchengladbacher Firma Rondomedia, verbannt deren Reklamesoftware von seinen CDs.

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Von
  • Hans-Peter SchĂĽler

Der deutsche Alleinvertreiber für Spiele der amerikanischen Marke eGames, die Mönchengladbacher Firma Rondomedia, verbannt alle Reklamesoftware, die eGames den Käufern der Produkte bislang untergeschoben hat, von seinen CDs. Erst auf Anfrage von c't forschte Rondomedia selbst bei eGames nach und bestätigte den Verdacht, dass deren Spiele, darunter MahJongg Master 2 und Spielesammlungen wie die Galaxy of Games, mit dem Werbetrojaner der Firma Conducent ausgestattet sind.

Diese Zusatzsoftware nistet sich auf dem System eines ahnungslosen Anwenders ein, wenn dieser ein insgeheim dafür modifizertes Softwarepaket installiert. Der dabei auftauchende, unscheinbare englische Hinweis auf "Anzeigen-Technik" lässt deren Konsequenzen kaum erraten: Ein Hintergrundprogramm versucht dauerhaft, Werbebanner von einem speziellen Internet-Server zu beschaffen und auch noch Erfolgsmeldungen an diesen Rechner zurückzuschicken. TSAdBot.exe, so der Name des Programms, erwacht beim ersten Aufruf des Wirtsprogramms zum Leben und klammert sich dann fest daran. Nicht nur, dass sich der TimeSink Advertisement Robot nie beendet, er läuft dank Autostart-Eintrag in der Windows-Registry auch nach jedem Rechnerstart aufs neue an.

Ein Beitrag in Ausgabe 16 von c't (ab dem 31. Juli im Handel), stellt mehrere Spielarten solcher "Dienstleistungsprogramme" vor. Mit dem Download von bis zu mehreren Megabytes pro Woche belasten sie Bandbreite und Telefonrechnung des Werbe-Empfängers und machen ihn womöglich auch noch zum gläsernen Kunden.

Rondomedia wusste nach eigenen Angaben bislang nichts von diesen Nebenwirkungen, die sich mit kostenlosen Demo-Dreingaben auf den normal verkauften eGames-Spiele-CDs einstellen. Der Hersteller hatte es scheinbar nicht für nötig befunden, seinen Distributor über diese Feinheiten angemessen aufzuklären – ganz zu schweigen vom Anwender. Jetzt üben sich die Rheinländer in Schadensbegrenzung – für ihre Kunden und fürs eigene Image. Rondomedia hat nicht nur sofort neue Master-CDs für die Produktion werbefreier Produkte in Auftrag gegeben, sondern auch eine Erläuterung des Sachverhalts veröffentlicht. Der dortige Hinweis, wie Anwender die aktuellen eGames-Spiele von dem TimeSink-Schmarotzer befreien können, orientiert sich übrigens an den Anleitungen, die c't in Heft 9/2000 veröffentlicht hatte.

Auch eGames selbst hat wohl erkannt, dass der Imageschaden durch die eingesetzte Werbetechnik die damit verbundenen Einnahmen mehr als aufbraucht. Seit März 1999, als sie den Roboter erstmalig einsetzten, wollen die Amerikaner weltweit nur bescheidene 25.000 US-Dollar an Werbeprämien eingenommen haben. Wenn sie jetzt ihrerseits werbefreie, internationalisierte Spiele ankündigen, ziehen sie es also offenbar auch vor, auf dieses Zubrot zu verzichten. Der deutsche Vertreiber war nach eigenen Worten übrigens nie an diesen Einnahmen beteiligt.

Allerdings wird der Kunde wohl noch einige Zeit warten müssen, bis er den neuen Wind zu spüren bekommt: Zuerst müssen nämlich noch die vorhandenen Warenbestände den Weg zum Käufer finden. (hps)