"Intelligente Polizei": Mit "Linked Data" und "smarten Maulwürfen" auf Verbrecherjagd

Die Bundesregierung bietet einen Überblick zu Projekten im Bereich "Smart Policing", an denen das Bundeskriminalamt oder die Bundespolizei beteiligt sind. Big Data und ungewöhnliche Ausspähungsmethoden gehören dazu.

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"Intelligente Polizei": Mit "Linked Data" und "smarten Maulwürfen" auf Verbrecherjagd

Polizeiwagen

(Bild: OlliFoolish, CC BY-SA 3.0)

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Das Bundeskriminalamt (BKA) und die Bundespolizei sind an diversen Forschungsprojekten beteiligt, mit deren Hilfe die Arbeit der Strafverfolger dank neuer Technik "intelligent" werden soll. Im Bereich Big Data, Data Mining und Analyse von Internetinformationen nimmt das BKA am Vorhaben "Linked-Data-basierte Kriminalanalyse" (LiDaKrA) teil, hat die Bundesregierung in einer jetzt veröffentlichten Antwort auf eine Anfrage des linken Bundestagsabgeordneten Andrej Hunko und seiner Fraktion bekannt gegeben.

LiDaKrA wird demnach vom Bundesforschungsministerium im Themenfeld "Zivile Sicherheit – Schutz vor organisierter Kriminalität" mit 1,6 Millionen Euro gefördert. Erarbeitet werden solle dabei ein "holistischer Ansatz", um Informationen "aus verschiedensten öffentlichen und nicht öffentlichen Quellen auf Basis von Linked Data" zu erlangen und nutzbar zu machen. Als Bezugspunkte werden insbesondere das "Social", "Deep" und "Dark Web" genannt. Zu den weiteren Teilnehmern zählen der Bund deutscher Kriminalbeamter (BdK), die Firmen Ontos und Brox IT Solutions, das Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS) und die Universität Kassel. Letztere soll nach eigenen Angaben darauf achten, dass die Persönlichkeitsrechte gewahrt bleiben und Daten nur verdachtsbezogen abgefragt und kurzfristig zusammengeführt werden.

Das Forschungsressort hat inzwischen einen weiteren Förderschwerpunkt zur "zukünftigen Sicherheit in urbanen Räumen" begonnen, der laut Regierung ebenfalls in den Bereich "Smart Policing" hineinspielt. Es handle sich um ein Verbundprogramm zusammen mit Frankreich, mit dem unter anderem Ausfällen kritischer Infrastrukturen entgegengewirkt sowie die "Folgen eines terroristischen Anschlags für die Bevölkerung gemindert werden" sollen. Derzeit lägen dem federführenden Ministerium noch keine Projektvorschläge vor, der Einsendeschluss sei aber auch erst der 25. April.

Über das europäische Forschungsrahmenprogramm Horizont 2020 ist das BKA etwa am Projekt MikroMole beteiligt, teilt die Regierung weiterhin mit. Zu den Partnern gehören das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS), die Universität der Bundeswehr sowie Institutionen und Firmen vor allem aus Polen sowie den Benelux-Staaten. Dabei sollen "smarte elektronische Maulwürfe" in Form von Mini-Sensoren entwickelt werden, die Reste von Amphetaminen und anderer synthetisch hergestellter Betäubungsmittel im Abwasser aufspüren können. Dies soll es Ermittlern erleichtern, illegale Drogenlabore ausfindig zu machen.

Die Bundespolizei ist außerdem laut Innenministerium im Rahmen von Horizont 2020 beim Projekt C-Bord dabei, in dem es um die effektive Containerinspektion an Grenzkontrollpunkten geht. "Angedacht" sei zudem, dass die Bundespolizei auch an Nosy (New Operational Sensing System) mitmischt, wo eine Mini-Plattform entwickelt werden soll, mit der sich verdächtige Substanzen leichter entdecken lassen. Niedersachsen und die Bundesanstalt für Straßenwesen seien zudem Partner der Projekte Citycop (Citizen lnteraction Technologies Yield Community Policing) beziehungsweise Resilens (Realising European Resilience for Critical Infrastructure).

Zur Telekommunikationsüberwachung (TKÜ) nutzen das BKA und die Bundespolizei der Regierung zufolge derzeit noch die Software "Syborg Interception Center" (SIC) der Firma Syborg Informationssysteme. Die gehört seit 2000 zum US-israelischen Konzern Verint, dem gute Kontakte zur NSA nachgesagt werden. Über SIC würden auch die "stillen SMS" versandt, mit denen der Standort eines Mobiltelefons erkundet wird. Die Verwaltung muss sich hier aber nach einem neuen TKÜ-System umsehen, da SIC "über die aktuelle Version hinaus nicht weiter entwickelt" werde. (mho)