Humanoide Roboter: Berührungen, die Menschen nicht kalt lassen
Eine Studie von Forschern an der Stanford Universität in Kalifornien zeigt, dass Menschen Roboter vermenschlichen, die einen eher humanoiden Körperbau haben – zumindest wenn es um die Berührung vermeintlich intimer Körperteile geht.
Menschen vermenschlichen Roboter, wenn diese ähnlich wie Menschen geformt sind – das zeigt eine kleine aktuelle Studie von der Stanford Universität in Kalifornien. Wie die Washington Post berichtet, reagierten Studienteilnehmer aufgeregter, wenn sie von einem Roboter die Anweisung erhielten, den Roboter an einer für Menschen intimen Stelle wie etwa dem Po oder der Brust zu berühren. Die Menschen fühlten sich teilweise unwohl, wenn sie den Anweisungen des Roboters folgten.
Touch-A, Touch-A, Touch-me
Für die Studie wurde ein kleiner Roboter von Aldebaran Robotics aus Frankreich genutzt. Der Roboter Nao wird bereits in verschiedenen Forschungsprojekten eingesetzt – unter anderem um Kindern Sprachen beizubringen. Er ist knapp 60 Zentimeter hoch und hat einen humanoiden Körperbau. Der verantwortliche Forscher Jamy Li progammierte Nao und gab vor, dass Studienteilnehmer mit dem Roboter einen Anatomie-Unterricht ausprobieren sollten.
Während der Tests gab Nao den insgesamt zehn Studienteilnehmern Anweisungen, wo sie ihn berühren sollten, um ihnen dann etwas über das entsprechende Körperteil zu erzählen. An den Fingern der Teilnehmer wurden Sensoren befestigt, mit der die elektrodermale Aktivität übertragen wurde. Auf diese Weise kann die Veränderung der Anspannung oder Aufregung gemessen werden, da die Leitfähigkeit der Haut steigt, je mehr Aufregung eintritt oder je emotionaler reagiert wird, da mehr geschwitzt wird. 13 Körperregionen mussten berührt werden.
Ins Schwitzen kommen
Je intimer die Körperregionen wurden, die berührt werden mussten, desto stärker entwickelte sich auch bei den Teilnehmern die Leitfähigkeit der Haut. Den Hals von Nao zu berühren, regte 90 Prozent der Teilnehmer weniger auf als etwa die Augen oder den Po anzufassen. Wie CBS News berichtet, habe ein Teilnehmer die eher intimen Körperregionen gar nicht berührt. Somit hat jeder der Teilnehmer, der die Aufgabe tatsächlich ausgeführt hat, aufgeregter reagiert. Außerdem brauchten 80 Prozent der Teilnehmer mehr Zeit, um ein eher intimes Körperteil anzufassen als etwa Hand oder Ohr des Roboters.
Die Tests hätten gezeigt, erläutert Li, dass "es eine Tendenz gegeben habe, den Roboter so zu behandeln, als gebe es auch für ihn soziale Regeln", wie sie für Menschen üblich sind. Er gibt zu Bedenken, es sei möglich, dass Menschen Roboter, die eher menschliche Körper haben, auch eher als Personen wahrnehmen. Sie wenden auf diese Roboter womöglich eher soziale Normen an.
Kommunikation per Berührung
Li selbst habe mittlerweile kein Hemmungen mehr, den Roboter auch an eher für Menschen intimen Stellen zu berühren, erklärte er gegenüber der Washington Post. Dies könne darauf hinweisen, dass Menschen nicht dauerhaft eher vermenschlichend mit Robotern wie Nao umgehen könnten.
Da die Kommunikation mit Robotern in Zukunft auch häufiger über Berührungen funktionieren könne, sollten Roboter-Entwickler sich darüber bewusst sein, dass Menschen anscheinend auf menschenähnliche Roboter anders reagieren als vielleicht auf nicht so geformte Roboter, erläuterte Li gegenüber CBS News. Das könne zukünftig stärker untersucht werden.
Der Forscher will seine Ergebnisse zusammen mit seiner Kollegin Wendy Ju und seinem Kollegen Byron Reeves am 13. Juni bei der diesjährigen Konferenz der International Communication Association in Fukuoka (Japan) vorstellen.
Wie menschenähnlich sich Roboter mittlerweile bewegen können, zeigt unter anderem dieses Video von Boston Dynamics.
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(kbe)