Astronomen finden supermassives Schwarzes Loch an unerwartetem Ort

Bislang gingen Astronomen davon aus, dass supermassive Schwarze Löcher – von mehreren Milliarden Sonnenmassen – nur in dichten Galaxienhaufen liegen können. Nun fanden sie jedoch eines an einem ganz anderen Ort.

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Astronomen finden supermassives Schwarzes Loch an unerwartetem Ort

Die Galaxie NGC 1600

(Bild: NASA, ESA, and Z. Levay (STScI))

Lesezeit: 3 Min.

Wissenschaftler haben eines der bislang massereichsten Schwarzen Löcher überhaupt im Zentrum der relativ isolierten Galaxie NGC 1600 gefunden. Solch supermassive Schwarze Löcher habe man bislang eigentlich nur in großen Galaxienhaufen gefunden, schreiben die Forscher des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik. Nur dort sollte es eigentlich die nötige Massendichte geben, um solche Himmelskörper zu formen. Jetzt müsse geklärt werden, ob derartige Schwarze Löcher gar nicht so selten sind und der Fund in NGC 1600 eventuell nur die Spitze des Eisbergs ist.

Wie die Forscher erläutern, beherbergen fast alle Galaxien in ihrem Zentrum ein massereiches Schwarzes Loch. Das der Milchstraße etwa ist rund 4 Millionen Mal so schwer wie die Sonne. Doch es gebe auch deutlich massivere, die einst die sogenannten Quasare zum Leuchten gebracht haben. Sie sind ungefähr 10 Milliarden Mal so schwer wie unsere Sonne und erhitzen die immensen Gasmengen, die auf sie einstürzen. Dieses Gas leuchtet dann und bildet die hell leuchtenden Galaxienkerne der Quasare, die zu den hellsten Objekten des Universums gehören.

Bislang wurden Quasare nur in gigantischen Galaxien innerhalb großer Galaxienhaufen nachgewiesen, die selbst aus Hunderten Galaxien bestehen. Nur dort gebe es genügend Masse, um solch ein supermassives Schwarzes Loch zu füttern, meinten Forscher. NGC 1600 könnte nun zeigen, wie Nachfahren von Quasaren in relativ isolierten Gegenden des Universums aussehen, schreiben sie. Ein supermassives Schwarzes Loch an solch einem Ort zu finden, sei wie ein Wolkenkratzer in einer Kleinstadt. Weitere Beobachtungen sollen zeigen, ob sie aber eventuell doch nicht so selten sind. Der Fund habe jedenfalls bereits den Wert einer systematischen Suche unter Beweis gestellt, denn bislang habe man vor allem in Galaxienhaufen nach supermassiven Schwarzen Löchern geforscht.

Spannend an der 200 Millionen Lichtjahre von uns entfernten Galaxie NGC 1600 sei auch noch, dass in ihrem Zentrum offenbar Milliarden Sterne fehlen, schreiben die Forscher. Das könnte darauf hinweisen, dass hier einst zwei Galaxien – und ihre Schwarzen Löcher – verschmolzen und dabei viele Sterne aus dem Zentrum herausgeschleudert wurden. Das so entstandene Schwarze Loch ist demnach 17 Milliarden Mal so groß wie die Sonne und damit gar nicht einmal so weit vom bisherigen Rekordhalter entfernt. Das schwerste bekannte Schwarze Loch ist 21 Milliarden mal so schwer wie die Sonne und befindet sich im Zentrum des dicht besetzten Coma-Superhaufens. (mho)