Wachwechsel in der IETF

Die Internet Engineering Task Force hat mit Scott Brader einen ihrer "Architekten" der ersten Stunde verabschiedet. Und denkt gleichzeitig über den Wandel in der Standardisierung und mögliche Reformen der Organisation nach.

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Wachwechsel in der IETF

Scott Bradner (r.) wird von Jari Arkko verabschiedet.

(Bild: Roland Bless, KITT)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Monika Ermert

Mit Standing Ovations hat die Internet Engineering Task Force (IETF) in Buenos Aires Scott Bradner verabschiedet, der über fast drei Jahrzehnte die Geschicke in der IP-Standardisierung mit geprägt hat. Mit dem Ende seiner beruflichen Karriere an der Harvard Universität will sich Bradner auch von seinen Ämtern bei der IETF und der Internet Society (ISOC) zurückziehen.

Bradner installierte in den 80er Jahren das Longwood Medical Area Network und das erste Campus-Netz an der Harvard Universität. Er war maßgeblich für Design, Betrieb und die Sicherheit der Netze der Ivy-League-Uni zuständig. Ende der 80er Jahre brachte ihn das auch zur IETF. Die damals noch junge Standardisierungsorganisation sei "der Platz gewesen, wo man als Netzwerker sein musste".

Bradner war 1993 bis 1997 Vorsitzender der Operational Requirements Area der IETF, danach bis 2003 Vorsitzender der Transport Area und leitete zusammen mit Allison Mankin die Arbeiten am IPv4-Nachfolger IPv6. Daneben übernahm er zahlreiche Funktionen in der Internet Society. Jari Arkko von der IETF versuchte während der Verabschiedung erst gar nicht, alle Funktionen Bradners aufzuzählen. Als erster erhielt Bradner 1999 den Jon-Postel-Preis.

Seine eigenen Abschiedsworte waren Bradner-typisch nüchtern und knapp, er habe da so einiges getan, und hoffe, es sei auch für die Organisation positiv gewesen. Und zum Abschied nur soviel: "Irgendwann kommt die Zeit…".

In der gleichen Plenumssitzung warf die IETF auch einen kurzen Blick auf den Wandel in der Standardisierung und möglicherweise notwendige Änderungen für ihre Arbeit. Arkko hatte in einem Dokument zu den Trends in der Standardisierung die Ingenieure aufgefordert, über eine stärkere Zusammenarbeit mit der Open Source Community nachzudenken. Auch mögliche Veränderungen des eigenen Arbeitsstils sollten angedacht werden.

Unter anderem regte Arkko an, darüber nachzudenken, ob die Standardisierungsarbeit stärker "vertikal" organisiert werden soll. Statt dem Nebeneinander der Arbeitsgruppen sei etwa das Zusammenfassen zu Themenbereichen wie Internet of Things, 5G Networks oder Smart Cities denkbar. Arkko hofft offenbar so auf einen besseren Brückenschlag zu externen Communities, die auf Transport-, Routing- oder Securityprotokolle der IETF zurückgreifen wollen.

In Buenos Aires wurde in diesem Sinn ein erstes Treffen zu "Intelligenten Transportsystemen" veranstaltet, auf dem über gemeinsame Protokollarbeit mit der 3GPP Gemeinde diskutiert wurde, die mit zunehmend verschlüsselten Verkehren umgehen muss. Außerdem bemüht sich die IETF verstärkt darum, sich als Plattform für notwendige Arbeiten für das Internet der Dinge zu etablieren. Seit einiger Zeit kümmert sich darum bereits eine Querschnittsarbeitsgruppe der Internet Research Task Force. Das Internet Architecture Board brachte jetzt in einem Workshop zum Thema Unternehmen, Standardisierungsorganisationen und Experten zusammen. (anw)