Buchmesse: E-Book-David gegen Goliath

Das französische Unternehmen Cytale hat auf der Buchmesse zum ersten Mal eigene E-Book-Reader vorgestellt und will damit Microsoft, Gemstar und Konsorten das Feld streitig machen.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Dr. Jürgen Rink

Innerhalb von zwei Jahren konnte das junge Startup-Unternehmen Cytale bereits sein E-Book-Lesegerät Cybook vorstellen und die Serienreife für Ende 2000 ankündigen. Der endgültige Termin soll Ende November in Frankreich sein. Man strecke die Fühler auch nach anderen Ländern aus, könne beziehungsweise wolle aber noch keine definitiven Aussagen machen, meinte CEO Olivier Pujol gegenüber c't auf der Buchmesse.

Das Cybook ist so breit wie eine DIN-A4-Seite, aber rund 5 cm kürzer. Die vier Bedienknöpfe zum Blättern und als Shortcut zu Einstellungsmenüs sind auf der Rückseite versteckt. Cytale entschied sich für ein Farb-LC-Display mit Hintergrundbeleuchtung, weshalb die angegebene Betriebszeit nur fünf Stunden beträgt. Das Gerät soll 620 US-Dollar und damit 80 US-Dollar weniger als das Konkurrenzprodukt REB1200 kosten. Das ausgestellte Modell funktioniert, ist aber noch zu langsam: Beispielsweise benötigen Menü-Aufrufe Sekunden bis zur Reaktion, die gesamte Bedienung ist noch zu träge. Hier muss sich bis zur Vorstellung der Seriengeräte noch was tun.

Mindestens so interessant wie das Lesegerät ist das Konzept, wie das Lesematerial zum Kunden gelangt. Cytale sieht als Format XML oder den E-Book-Standard OEB (der auch XML-Anteile enthält) von Microsoft und Co. vor. Doch im Gegensatz zu den beiden E-Books von Gemstar erlaubt Cytale den Leseratten, ihre E-Books zu verleihen oder zu tauschen. Um trotzdem die Forderungen der um ihre Urheberrechte bangenden Verlage zu befriedigen, geht das Cybook seinen eigenen Weg – und zwar am PC vorbei. Der Kunde verwaltet seine E-Books nur auf dem Cytale-Server, auf den er über das eingebaute Modem zugreifen kann. Verleiht er ein E-Book, so ist es nicht mehr in seiner Cytale-Bibliothek verfügbar. Angeblich werden 6000 E-Books zur Einführung des Readers in Frankreich bereit stehen, doch die Erfahrungen der Vergangenheit haben gezeigt, dass solche Zahlen in den Ankündigungen besser mit Vorsicht zu genießen sind.

Gelingt es Cytale jedoch, führende Verlagshäuser in sein Boot zu ziehen und das Lesematerial günstig anzubieten, könnte eine ernst zu nehmende Alternative zu Gemstar eBook entstehen. (jr)