Fluffy Bunny: Das Raumschiff zum Aufblasen

Eine kleine US-Firma baut an einem ballonartigen Raumfahrzeug. Eines Tages soll es normalen Bürgern ermöglichen, in eine Umlaufbahn um die Erde aufzusteigen. Bei der Präsentation auf der Space Access waren die Teilnehmer uneins, ob das ernst gemeint ist.

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Fluffy Bunny

Dieses ungewöhnliche Raumschiff soll etwa so viel kosten wie ein Eigenheim. Damit soll es einfachen Leuten möglich werden, ins All und sogar zu einer erdnahen Umlaufbahn zu fliegen. 

(Bild: Screenshot)

Lesezeit: 3 Min.

David Summers, CEO von Universal Transport Systems

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

"Spaceflight for the common man", stellt David Summers in Aussicht. Zu Deutsch: Raumfahrt für den einfachen Bürger. Ermöglichen soll das sein "Fluffy Bunny" (Flauschiges Kaninchen) genanntes Raumfahrzeug, das im wesentlichen aus einer Kevlar-verstärkten Ballonhaut, Seilen und Gas besteht. Am Wochenende stellte er sein Projekt auf der Konferenz Space Access 2016 in Phoenix vor. Die anwesenden Raumfahrt-Experten begegneten ihm mit spürbarer Skepsis. Summers wurde sogar gefragt, ob er das Datum kenne, und nicht etwa glaube, es sei noch der 1. April.

Der Fluffy Bunny soll auf jeder größeren Wasserfläche abheben und dort auch wieder landen können. Es kann von zwei Personen zusammengebaut und geflogen werden", meinte der Erfinder. Das Fahrzeug fasst rund 300 Kubikmeter. Vor dem Aufstieg wird es mit einem Gas gefüllt, das leichter als Luft ist. Während des Aufstiegs entweicht das Gas langsam, bis der Druck im Innenraum auf ein Zehntel Bar gesunken ist.

Die beiden Astronauten sitzen im gasgefüllten Innenraum, natürlich auf aufblasbaren Sitzmöbeln, und müssen Raumanzüge tragen. Für die strukturelle Integrität des Geräts außerhalb der Atmosphäre würde sogar ein Hundertstel Bar reichen, sagte Summers. Eine Hasenform hat das Fahrzeug übrigens nicht. Der Name stammt von vorne aufgebrachten Klebestreifen, die ein Kindchenschema/Kaninchen darstellen.

Mit seinem (nicht ballonförmigen) Raumballon soll es möglich werden, bis zu einer erdnahen Umlaufbahn (LEO) vorzudringen und die Erde zu umrunden. Beim Abstieg zurück zu Erde würde der Fluffy Bunny langsam mit Luft gefüllt. Das Stichwort bei Summers Entwicklung ist "langsam": Im Gegensatz zu einer Rakete legt es der aufblasbare Hasenartige gemächlich an. Transsonische Strömungen sollen erst jenseits von 85.000 Fuß Höhe auftreten, wo die Atmosphäre schon sehr dünn ist.

In der Vergangenheit hat Summers vor allem Modellflugzeuge entworfen. Die Idee zum aufblasbaren Raumschiff hat ihm dem Vernehmen nach ein Projekt eingegeben, bei dem ein Ballon (Ballute) für die Rückholung eines Raumfahrzeuges zur Erde eingesetzt wurde. Wenn man mit einem Ballon aus dem All zurückkommen kann, warum soll man dann nicht auch in umgekehrter Richtung reisen können, soll sich der Amerikaner gefragt haben.

Für den Antrieb möchte er ein Feststofftriebwerk einsetzen, zu dem er noch keine Einzelheiten verrät. In der Branche ist zu hören, dass Summers in nicht-öffentlichen Gesprächen angibt, über ein Feststofftriebwerk mit regelbarem Schub zu verfügen. Das wäre tatsächlich ein nennenswerter technischer Fortschritt.

Summers vergleicht sein Raumfahrzeug mit heutigen Ultraleicht-Flugzeugen. Er beschreibt die geringe Masse des Fluffy Bunny, und die entsprechend geringen Stresspotenziale, als enormen Sicherheitsvorteil. Und selbst bei einem Riss der Haut sei noch genügend Zeit, zu landen.

Das Ziel seiner Firma Universal Transport Systems ist, Fluffy Bunnys zum Preis "eines Eigenheims" an Jedermann zu verkaufen. Auf die Millionenkosten für Raumanzüge ging Summers bei seinem Vortrag auf der Space Access 2016 allerdings nicht ein.

Die in Phoenix versammelten Raumfahrtexperten reagierten mit viel Skepsis. Summers ließ sich davon aber nicht beirren und blieb freundlich-optimistisch. Kein Teilnehmer ließ sich dazu hinreißen, Summers Projekt geradewegs als Unsinn zu abzutun. Zu oft haben scheinbar verrückte technische Ideen Erfolg gezeitigt. Wie zum Beispiel Flugzeuge, Laser, oder Raumfahrt mit Raketen. (ds)