Fang die Drohne
Unternehmen und Universitäten forschen an den unterschiedlichsten Techniken zur Abwehr von Drohnen – selbst Greifvögel können der Luftüberwachung dienen.
- Ulf Schönert
Summend steigt die Kameradrohne in die Luft. In zwei, drei Metern Höhe stabilisiert sich ihr Flug, grün und rot leuchten ihre Positionslichter. Da schießt auf einmal mit vorangestreckten Krallen ein riesiger, dunkel gefiederter Adler heran. Von schräg unten nähert er sich dem Quadrokopter, packt ihn und reißt ihn mit sich, um dann wenige Meter weiter mit der Beute zu landen.
Hinter dem spektakulären Angriff, dessen Video im Netz bereits hunderttausendfach Verbreitung fand, steckt eine Firma namens „Guard From Above“ aus Den Haag. Deren Mitarbeiter, nach eigenen Angaben erfahrene Falkner, hatten den Raubvogel gezielt abgerichtet, um die Drohne vom Himmel zu holen. Und hatten damit „eine Lowtech-Lösung für ein Hightech-Problem“ gefunden, wie es ihr Chef Sjoerd Hoogendoorn formuliert.
Das Problem, das er meint, macht in letzter Zeit immer häufiger Schlagzeilen. Es geht um Drohnen, die an Orten auftauchen, an denen sie nicht sein sollen. Erst kürzlich kam es zu einem Beinahe-Crash am Flughafen Paris-Orly: Der Pilot eines Airbus hatte im letzten Moment eine Drohne auf Kollisionskurs bemerkt – und nur mit einem Ausweichmanöver einen Unfall verhindern können. Ähnlich spektakulär war der Fall des österreichischen Skirennläufers Marcel Hirscher, der letzten Dezember bei einem Weltcup-Rennen in Italien beinahe von einer abstürzenden Drohne erschlagen wurde. Auch Gefängnisse melden neuerdings Handy- und Drogen-Schmuggelversuche mit Drohnen. Im Netz sind Videos aufgetaucht, die Drohnen mit scharfen Feuerwaffen zeigen. „Die Einsatzszenarien reichen von möglichen Anschlägen über Schmuggelaktivitäten bis hin zu Ausspähungen und Belästigungen“, heißt es aus dem Bundeskriminalamt.
Ob sich die Adler allerdings fernab von Testumgebungen bewähren, ist fraglich: Sie müssen von geschultem Personal betreut werden. Ihr Transport ist schwierig. Zudem könnten sie sich an den Propellern verletzen. Luftfahrtkonzerne wie Boeing und Airbus, Rüstungsbetriebe wie Rheinmetall, aber auch Universitäten und Start-ups forschen deshalb an technischen Lösungen zur Drohnenabwehr. Bis zum Jahr 2022 soll der Anti-Drohnen-Markt 1,14 Milliarden US-Dollar wert sein, hat das Marktforschungsinstitut MarketsandMarkets errechnet. (wst)