Communities: "Gläserne Surfer" für Internet-Werber?
Besonders für die Werbebranche sind die Internet-Conmmunities hochinteressant, denn dort finden sie Menschen mit gleichen Interessen, eine homogene Zielgruppe.
Zunehmend wird das Internet nicht bloß als Informations-, sondern auch als Kontaktbörse für Gleichgesinnte genutzt. Zu diesem Zweck wurden virtuelle Gemeinschaften geschaffen: Internet- Communities. Aber besonders für die Werbebranche sind diese Gemeinden hochinteressant, denn dort finden sie Menschen mit gleichen Interessen, eine homogene Zielgruppe. Das wiederum erleichtert eine gezielte Ansprache – Werbung der Zukunft.
Mit einem Umsatz von 150 Millionen Mark im vergangenen Jahr sieht Volker Nickel, Geschäftsführer des Zentralverbandes der deutschen Werbewirtschaft, den Bereich Online-Werbung zurzeit zwar noch als Nische. Doch bereits für dieses Jahr werde mit Steigerungsraten von 200 bis 300 Prozent gerechnet. Die Communities würden dabei eine große Rolle spielen. Nickel: "Diese personalisierte Werbung wird weiter zunehmen". Der Grund: Um Werbung so individuell wie möglich zu gestalten, brauchen die Agenturen möglichst genaue Daten über die Zielgruppe.
Hierbei hilft die Web-Community: In der Regel wird der User aufgefordert, bei der Anmeldung einen "persönlichen Steckbrief" mit oft umfangreichen Angaben zur eigenen Person zu erstellen. Ein etwas anderes Konzept verfolgt Cycosmos – mit rund 350.000 Mitgliedern eine der größten deutschsprachigen Communities. Dort erstellt das neue Mitglied gleich eine eigene virtuelle Persönlichkeit. "Unsere Mitglieder erschaffen meist einen digitalen Doppelgänger, denn sonst würde es schnell langweilig", sagt Cycosmos-Sprecher Gunnar Sohn.
Einen anderen Weg geht die Düsseldorfer Online-Media-Agentur planetactive mit ihrer Community. Dort machen neue Mitglieder einen Psychotest, der eine Grob-Kategorisierung in bestimmte Lifestyle-Typen ermöglichen soll. "Wir arbeiten an einer weiteren Verfeinerung", sagt Matthias Kurwig, Geschäftsführer von planetactive. Eine weitere Neuerung sei eine monatliche Chat-Talkshow mit einem Prominenten, an der alle Mitglieder teilnehmen können. Kurwig: "Mit Bild und Ton sollen diese Talkshows künftig auch Image-Werbung transportieren."
Für die Anmeldung bei ciao.com, einer Verbraucher-Community, ist indessen nur ein Spitzname und eine E-Mail-Adresse erforderlich. In so genannten Erfahrungsberichten beschreiben die Mitglieder Produkte oder Dienstleistungen. "Da wird schnell klar, wer welche Interessen hat", sagt Franziska Deecke, Sprecherin von ciao.com. Die europaweite Gemeinschaft zählt nach eigenen Angaben allein in Deutschland rund 200.000 Mitglieder.
"Den gläsernen Verbraucher halte ich trotzdem für nicht möglich, es sei denn der Konsument gibt sein Einverständnis" sagt Nickel, der auch Sprecher des Deutschen Werberates ist. Durch das vorbildliche deutsche Datenschutz-Recht sei die Weitergabe persönlicher Daten sogar strafbar. "Außerdem schaut die Konkurrenz mit Argusaugen auf jeden Verstoß", sagt Bernd Michael, Geschäftsführer der Grey- Werbegruppe in Düsseldorf.
Trotzdem rät Helga Zander-Hayat von der Verbraucherzentrale NRW den Internet-Nutzern, nur seriösen Anbietern persönliche Daten anzuvertrauen: "Grundsätzlich sollte man die Datenschutzpassage in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen prüfen und dann so wenig Daten wie möglich preisgeben." Bei Verstößen empfiehlt sie, sich an einen der Datenschutzbeauftragten der Länder zu wenden. (Michael Roos, dpa) (jk)