Niederlande: Verschlüsselnde Blackberrys unter Verdacht

Die niederländische Polizei hat in einer groß angelegten Razzia den Betreiber eines mit PGP verschlüsselnden Blackberry-Netzes festgenommen und versucht nun, rund 19.000 Benutzer zu erreichen, die in kriminelle Aktivitäten verwickelt sein sollen.

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Niederlande: Verschlüsselnde Blackberrys unter Verdacht

Beschlagnahmte Geräte

(Bild: om.nl)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

In den Niederlanden hat die Polizei nach eigenen Angaben mit einer Razzia gegen den Blackberry-Vertreiber Ennetcom in Nijmegen damit begonnen, einen kriminellen Kommunikationsring zu sprengen, der mit PGP verschlüsselnde Blackberrys nutzt. Konfisziert wurden Server in Nijmegen und in Kanada sowie eine nicht benannte Zahl von Blackberrys. Die die Razzia koordinierende niederländische Generalstaatsanwaltschaft spricht von tausenden von Geräten und hat Bilder veröffentlicht, die Wagenladungen von Blackberrys zeigen.

Im Zuge des Schlages gegen einen "großen kriminellen Kommunikationsring" werden jetzt die Server und die Endgeräte von dem Niederländischen Forensischen Institut gesichtet und entschlüsselt. Das dem Sicherheits- und Justizministerium unterstellte Institut war laut Presseberichten in der Vergangenheit damit erfolgreich, die Passphrasen von Blackberrys zu knacken, die von islamistischen Terroristen benutzt wurden, nicht aber die mit PGP verschlüsselten Inhalte.

Über die Enttarnung des Netzwerkes hat die Polizei eine Nachricht an alle im fraglichen Blackberry-System angemeldeten rund 19.000 Geräte geschickt und die Eigner der Smartphones über die polizeiliche Übernahme des Netzwerkes unterrichtet. Ferner wurde den Teilnehmern eine Nachricht zugeschickt, sie mögen sich unter bbencryptiontakedown@politie.nl melden, wenn sie Ärzte, Anwälte, Notare, Journalisten oder Geistliche sind. Diese Berufsgruppen mit ihrem Zeugnisverweigerungsrecht sind von der Strafverfolgung ausgenommen, für alle anderen besteht ein Anfangsverdacht.

[Update, 21.04.2016, 06:15 Uhr]: Unmittelbarer Ermittlungsgrund gegen den niederländischen Anbieter war ein Verdacht auf Verstoss gegen das Geldwäschegesetz. Nach Auskunft der Polizei wird untersucht, ob und wie die von der Firma vertriebenen Blackberries mit Kommunikationsstrukturen zusammenhängen, die der organisierten Kriminalität im Bereich des Drogenschmuggels zugerechnet werden.

Auf vielfachen Leserwunsch hin geben wir die Nachricht der Ermittler wieder, die an die Teilnehmer des Kommunikationssystems geschickt wurden. Der Text wurde uns von Journalisten übermittelt, die für den niederländischen Rundfunk (NOS) arbeiten, der für investigative Recherchen selbst eine Anzahl dieser Geräte erworben hat.

"Het door u gebruikte versleutelde BlackBerry systeem van Ennetcom is door de politie in beslaag genomen en zal werden worden onderzocht. Vanaf nu kont u (voorlopig) geen gebruik meer maken van deze diensten in verband met een grootschalig strafrechtelijk onderzoek van de politie onder leiding van het Openbaar Ministerie. Het onderzoek richt zich, naast het bedrijf Ennetcom eveneens op de criminele eindgebruikers van de versleutelde communicatie.

Meent u zich te konnen beroepen op wettelijk verschoningsrecht, zoals advocaten, notarissen, artsen of geestelijken? Meld dit dan met uw gebruikergegevens bij de politie via bbencryptiontakedown@politie.nl." (anw)