Hackerangriff: Uni-Drucker spuckten Neonazi-Pamphlete aus

An mehreren deutschen Universitäten haben zahlreiche Netzwerkdrucker unvermittelt Hass-Pamphlete ausgedruckt. Die Unis vermuten unbekannte Täter aus dem Ausland dahinter.

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Hacker

(Bild: dpa, Karl-Josef Hildenbrand/Symbol)

Lesezeit: 3 Min.

Die Universitäten Tübingen, Hamburg und und andere deutsche Hochschulen sind Opfer eines Hackerangriffs mit politischem Hintergrund geworden. "Netzwerkdrucker und Kopierer spuckten wie von Geisterhand rassistische und antisemitische Pamphlete aus", sagte ein Sprecher der Uni-Tübingen.

An der Universität habe es am Mittwoch rund 190 Ausdrucke gegeben, manche Drucker seien mehrfach angesteuert worden. Einen vollständigen Überblick betroffener Geräte gebe es aber noch nicht. Der Angriff sei nach bisherigem Sachstand mithilfe eines Rechners aus den USA durchgeführt worden. Ein Angriff von innen könne man ausschließen, Details zum Angriffsweg blieben aber unter Verschluss. Die Sicherheitslücke sei mittlerweile geschlossen worden, Strafanzeige gegen Unbekannt sei gestellt.

Ein Auszug aus dem Hass-Pamphlet.

An der Uni Hamburg seien am Mittwoch insgesamt zehn Systeme betroffen gewesen, die unvermittelt die Hasspamphlete ausdruckten, sagte ein Sprecher der Hochschule. Es sei aber jeweils nur eine Seite ausgedruckt worden. Die Täter seien noch unbekannt, betroffene Systeme habe man gesichert. Auch eine Strafanzeige sei bereits gestellt.

Auch die Uni Erlangen-Nürnberg bestätigte heise online solche Vorfälle. "Es konnte ermittelt werden, dass der Druckbefehl von außerhalb der Universität kam, von einer ausländischen IP-Adresse", führte ein Sprecher aus. Betroffen waren demnach fehlerhaft konfigurierte Drucker, die über das Internet ansprechbar waren. Die Ermittlungsbehörden seien bereits eingeschaltet.

Einem Bericht des Hamburgers Abendblatts zufolge war auch die Uni Darmstadt betroffen. eine Antwort auf eine Anfrage von heise online steht von dort aber noch aus. Die dpa berichtet auch von Vorfällen an den Universitäten in Bonn und Münster.

Eins der Pamphlete, das heise online vorliegt, lässt sich deutlich dem rechtsradikalen Spektrum zuordnen. Wirre antisemitische und rassistische Auslassungen gipfeln in dem Aufruf, für das Überleben der "weißen Rasse" zu kämpfen. Dazu ist der Text mit einem Verweis auf das US-Neonaziblog Daily Stormer versehen.

Der Verweis auf den Neonazi-Blog deutet auf einen Zusammenhang mit ähnlichen Vorfällen an US-Universitäten hin. Auch hier wurden Netzwerkdrucker der Hochschulen zum Ausdruck von Pamphleten mit Nennung des Daily Stormer genutzt, wie die Washington Post Ende März berichtete. Hinter diesen Attacken soll laut Bericht ein 30-jähriger Neonazi namens Andrew A. gestanden haben, der eigenen Angaben nach insgesamt 20.000 Drucker in den USA für seine Aktion kapern konnte.

A. schreibe demnach regelmäßig Hetzartikel für den Daily Stormer. 2013 wurde er wegen Kompromittierung von AT&T-Servern zu 41 Monaten Haft verurteilt, 2014 aber wieder freigelassen, nachdem ein Berufungsgericht das Urteil gegen ihn einkassierte. (axk)