"Exzessive Überstunden": iPhone-Fertiger Pegatron weist Vorwürfe zurück

Der Auftragsfertiger will mit einem neuen Kontrollsystem aus Gesichtsscannern und ID-Karten verhindern, dass die Arbeiter bei der iPhone-Produktion zu viele Überstunden machen.

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Apple

(Bild: dpa, Maja Hitij)

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Strikte ID-Checks sollen verhindern, dass Arbeiter in einem iPhone-Werk von Pegatron zahlreiche Überstunden ansammeln. Zum ersten Mal hat der Auftragsfertiger einen westlichen Journalisten in das Werk gelassen, um das neue Kontrollsystem zu demonstrieren, berichtet die Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Auf dem Weg in die Produktionshalle sind Sicherheitsschleusen zu durchlaufen, bei der die Arbeiter mit Gesichtsscannern und anhand ihrer ID-Karte geprüft werden. Bei der Überschreitung bestimmter Arbeitszeit-Limits werde der Zugang blockiert.

Die ID-Karte soll neben Zeiten und Lohnzahlungen auch die Ausgaben der Angestellten für Essen und Schlafräume erfassen. Die Arbeiter können diese Zahlen an verschiedenen Touchscreen-Terminals auf dem Firmengelände einsehen.

Das System ist dem Bericht zufolge eine Reaktion auf die jahrelangen Vorwürfe zu "exzessiven Überstunden". Die Arbeitsrechteorganisation China Labor Watch hatte jüngst mehrfach bemängelt, dass die Arbeitszeit der Angestellten in dem iPhone-Werk die von Apple vorgegebene Maximalhöhe von 60 Wochenstunden in vielen Fällen überschreite: 70 Prozent der Arbeiter seien mehr als 10 Stunden pro Tag an sechs Tagen in der Woche tätig. Die Arbeiter seien auf die Überstunden angewiesen, um "über die Runden zu kommen", so die Arbeitsrechteorganisation unter Bezug auf Gehaltsabrechnungen aus dem vergangenen Oktober.

Pegatron entgegnete laut Bloomberg, dass China Labor Watch diese Überstunden falsch berechnet habe, da in dem geprüften Zeitraum Nationalfeiertage lagen, an denen der Lohn um ein dreifaches höher ausfalle. Sowohl Apple als auch Pegatron betonten gegenüber Bloomberg, nie direkt von der Arbeitsrechteorganisation zu den Vorwürfen kontaktiert worden zu sein.

China Labor Watch hat nach eigener Angabe inzwischen weitere Lohnabrechnungen aus dem Monat März geprüft, die immer noch exzessive Überstunden bei Arbeitern aufzeigen. Pegatrons Kontrollsystem sei nur "zur Show", erklärte China Labor Watch gegenüber der Finanznachrichtenagentur. Apple veröffentlicht einmal pro Jahr einen eigenen Bericht über die Arbeitsbedingungen und Probleme bei Zulieferern und Auftragsfertigern. Die Lieferkette des Konzerns umfasst rund 1,5 Millionen Mitarbeiter. (lbe)