Grimme Online Award: Barbara und Böhmermann nominiert

Das Grimme-Institut hat die Nominierungen für seinen diesjährigen Online-Preis bekannt gegeben. Insgesamt 28 Angebote dürfen auf einen Award hoffen. Neben dem neuerdings medienscheuen Jan Böhmermann ist auch die stets geheimnisvolle Barbara nominiert.

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Barbara

Eine der Aktionen Barbaras.

(Bild: Barbara. auf Facebook)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Torsten Kleinz
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Dass man keine Redaktion oder ein Geschäftsmodell braucht, um ein publizistisch wertvolles Angebot zu schaffen, zeigen die Nominierungen für die Grimm Online Awards. Neben klassischen journalistischen Angeboten hat das Grimme-Institut auch Podcasts, Social-Media-Accounts und einen YouTube-Kanal für den renommierten Medienpreis nominiert.

Zur Vorstellung der Kandidaten in Köln am Donnerstag zeigte sich die Nominierungskommission zufrieden. Aus mehr als 1200 Einreichungen hatten die Juroren die Maximalanzahl für den Grimme-Online-Preis nominiert: 28 Angebote können auf den Preis hoffen, der im Juni verliehen wird

In der Kategorie "Special" wurde Jan Böhmermann für seine Arbeit als "Netzpersönlichkeit" in sozialen Medien aufgestellt. Der ZDF-Unterhalter hatte im März bereits den Grimme-Preis für seine Varoufake-Satire erhalten, war der Preisverleihung aber wegen der Aufregung um seine Erdogan-Satire ferngeblieben. Auf der anderen Seite des Spektums der Selbstpräsentation nominierten die Juroren den Facebook-Account mit dem Namen "Barbara." Dieser macht mit witzigen und oft kritischen Schildern auf gesellschaftliche Schieflagen aufmerksam, bleibt aber selbst gesichtslos. In Köln blieb daher der Stuhl für Barbara. folgerichtig leer.

Besonders viele Einreichungen widmeten sich in diesem Jahr dem Thema Flüchtlinge – allerdings beklagte die Kommission, dass sich nur wenige Angebote mit den Hintergründen der Flucht auseinandersetzten.

Die Stärke vieler Online-Projekte liegt aber in der persönlichen Aufbereitung von Schicksalen. So reiste Hammed Khamis in den "Dschungel von Calais", das Flüchtlingscamp, in dem teilweise über 6000 Menschen auf ihr weiteres Schicksal warten. Dort sprach er mit Flüchtlingen und Helfern und hielt seine Erlebnisse in einem Blog fest.

Über das Ende der Reise berichten Aktivisten auf dem Twitter-Account Straßengezwitscher, auf dem seit 2015 Übergriffe und fremdenfeindliche Demonstrationen dokumentiert werden. Johannes Filous und Alexej Hock initiierten das Projekt, als sie Zeugen eines ausländerfeindlichen Übergriffs an der Dresdner Semperoper wurden.

Gleich drei Podcasts wurden für den Medienpreis nominiert: Die Sendung Technische Aufklärung widmet sich regelmäßig und ausführlich den Ereignissen im Untersuchungsausschuss des Bundestags zu den umstrittenen Geheimdienstprogrammen. Martin Fischer erzählt in Staatsbürgerkunde über das Leben in der ehemaligen DDR. Eher unterhaltsam ist der Rätsel-Podcast Puerto Patida. Geld können die Podcaster bislang aber kaum verdienen. So erklärte Podcaster Felix Betzin, dass über Flattr allenfalls zweistellige Beiträge bei den Podcastern der "Technischen Aufklärung" ankommen.

Lukrativer ist YouTube. Für den Grimme Online Award wurde hier der Kanal Brainfed nominiert, der im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung produziert wird und in Drei-Minuten-Clips zum Beispiel über Homophobie, Klimawandel oder Social Bots informiert.

Mehrere datenjournalistische Projekte dürfen ebenfalls auf einen Award hoffen. So untersuchte das Studentenprojekt Airbnb vs. Berlin den Zusammenhang zwischen den Angeboten auf der Plattform für Urlaube in Privatwohnungen und der Entwicklung der Mietpreise. Das Special Geld zieht Ärzte an von Zeit Online untersuchte die medizinische Versorgung abhängig vom Wohlstand in Deutschland. Das Interaktiv-Team der Berliner Morgenpost wurde angesichts einer ganzen Reihe datenjournalistischer Projekte gleich für einen eigenen Preis nominiert. (anw)