Routerzwang: Hersteller befürchten Router-Zertifizierung

Im Nachklapp zu einem Workshop, an dem Hersteller die technischen Voraussetzungen für die freie Routerwahl präsentiert haben, sickerte durch, dass die die Zahl der Router und damit der freie Markt eingedämmt werden könnte.

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Router

(Bild: Technicolor)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Dusan Zivadinovic

Gesetzlich ist eindeutig geregelt: Ab August müssen in Deutschland alle Provider ihren Kunden die freie Wahl des Routers für den Internet-Zugang gestatten und auch technisch ermöglichen. Das hat die Koalition im Gesetz über Funkanlagen und Telekommunikationsendeinrichtungen (FTEG) Ende 2015 festgelegt. Bis August läuft nun eine Frist, während der die Kabelnetzbetreiber dafür die gesetzlich geforderten Grundlagen schaffen müssen.

Mitte April hat überraschend die ANGA, der Verband deutscher Kabelnetzbetreiber in Kerpen, in Räumen von Unitymedia zu einem Workshop geladen, um die technischen Voraussetzungen und Pläne für den Anschluss von Geräten zu erörtern, die Kunden frei im Handel erwerben können. Teilgenommen haben diverse Interessenten unter den Router-Herstellern, darunter Unternehmen aus den USA, Asien und Europa.

Aus dem Umkreis der Router-Hersteller verlauten nun Beschwerden. Demnach habe die ANGA keine Rahmenbedingungen für eine offene Diskussionsrunde geschaffen, sondern lediglich die Pläne jedes einzelnen Teilnehmers abgefragt. Von der ANGA-Seite seien letztlich nur zwei der in Deutschland aktiven Kabelnetzbetreiber erschienen. Zulieferer aus Asien beklagen unter der Hand, dass sie sich von der ANGA zu einer Zertifizierung verleitet fühlen. Dabei seien freiwillige Interoperabilitäts-Tests erprobt und auch praktikabel.

Unabhängig davon, welche noch zu schaffende Instanz die Geräte zertifizieren würde, der Vorgang dürfte den Aufwand und die Kosten in die Höhe treiben und auch die Einführung jedes einzelnen Router-Modells verzögern. Man kann ein solches Verfahren daher auch als nachträgliche Barriere zum Marktzugang werten und fragen, ob so ein Verfahren europarechtlich zulässig wäre. Modems und Router für andere Anschlussarten, beispielsweise für DSL, werden nicht zertifiziert.

Kabelbetreiber, die sich fortgesetzt, aber letztlich vergeblich gegen das Gesetz zur freien Routerwahl gestellt hatten, könnten damit den freien Router-Markt zwar nicht ganz verhindern, aber doch empfindlich eindämmen und kontrollieren.

Ob die ANGA tatsächlich eine Zertifizierung anstrebt und weshalb, bleibt zunächst offen. Carsten Engelke, Director Technology bei der ANGA, erklärte in einer ersten Stellugnahme, die Antwort mit den Mitgliedsunternehmen des Verbands koordinieren zu müssen. Dazu sei Anfang der kommenden Woche eine Konferenz geplant. Seit Verabschiedung des Gesetzes sind indes schon einige Monate ins Land gezogen und die Frist für den Start zum freien Router-Markt läuft allmählich ab. Konkrete Vorgaben, um Geräte nach den Anforderungen der Kabel-Provider zu entwickeln, fehlen bisher ebenso wie Spezifikationen zur Anmeldung der Geräte. (dz)