Am Anfang war das Bit: zum 100. Geburtstag von Claude Shannon

Zum 100. Geburtstag von Claude Shannon gibt es vielfältige Erinnerungen an den Mann, der den "Vorsitz auf dem Olymp des Informationszeitalters" innehat.

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Claude Shannon

(Bild: HNF)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Heute vor 100 Jahren wurde Claude Elwood Shannon in Petoskey im US-Bundesstaat Michigan geboren. Der vielseitig begabte Mathematiker, Spielzeugbauer und Jongleur hat mit seiner Kommuniktionstheorie die nachrichtentechnisch exakte Definition der Information geschrieben. Bis zu seinem Tod war Shannon umtriebig in vielen Bereichen unterwegs und litt deshalb stark an der zuletzt eintretenden Behinderung durch Alzheimer.

Zum 100. Geburtstag findet in Paderborn im Heinz Nixdorf MuseumsForum (HNF) ein wissenschaftlicher Kongress statt, der Leben und Werk von Shannon würdigt. Daneben wird Shannon im Blog des HNF gewürdigt. Empfehlenswert ist auch eine Rundfunksendung, die die Bedeutung von Shannon herausstreicht und das Shannon Portrait seines Interviewers John Horgan, das die IEEE anlässlich des Geburtstages wieder veröffentlichte.

Claude Shannon begann sein wissenschaftliches Werk nach dem Studium der Elektrotechnik und Mathematik im Jahr 1937 mit seiner Masterarbeit im Fach Elektrotechnik Symbolic Analysis of Relay and Switching Circuits (PDF-Datei), in der er auf Basis der Booleschen Algebra den "Begriff der allgemeinen Schaltungstechnik" entwickelt. Als dieser Aufsatz 1938 auf Deutsch im "Archiv für Elektrotechnik" erschien, wurde der junge Amerikaner bereits als Pionier einer neuen Wissenschaft gefeiert.

Spätwerk: Claude Shannons Rubik-Würfel-Roboter aus dem Jahre 1981.

(Bild: Jan Braun, Heinz Nixdorf MuseumsForum)

"Jede Schaltung wird durch eine Menge von Gleichungen dargestellt, wobei die Terme der Gleichungen den verschiedenen Relais und Schaltern der Schaltung entsprechen. Es wird ein Kalkül entwickelt, um diese Gleichungen durch einfache mathematische Verfahren zu verändern, die nahezu alle den gewöhnlichen algebraischen Operationen ähneln. Dieser Kalkül entspricht genau dem Propositionenkalkül , wie er in der symbolischen Logik Verwendung findet."

Shannons Arbeit soll Konrad Zuse angeregt haben, die elektromechanische Relaistechnik seines Z2 genannten Rechners zu entwickeln. Noch einflussreicher war seine 1948 während der Arbeit bei den Bell Labs veröffentlichte Arbeit A Mathematical Theory of Communication (PDF-Datei), mit der das vielfach missverstandene "binary digit" oder kürzer Bit die Bühne der Welt betrat, ein Begriff, den Shannon nach einem Vorschlag des Bell-Mitarbeiters John W. Tukey adaptierte. Im Nachwort "Read me first" zu EIN/AUS, Shannons Schriften zur Kommunikations- und Nachrichtentheorie, sprach ihm Friedrich Kittler im Jahr 2000 für die Entdeckung des Zusammenhangs zwischen der Informationstheorie und der physikalischen Definition der Entropie das Recht zu, den "Vorsitz auf dem Olymp des Informationszeitalters" zu besetzen.

Mit seinen Überlegungen zu den Informationsbits beeinflusste Claude Shannon viele Wissenschaftszweige, etwa die semiotische Theorie von Roman Jakobson, der wie Shannon am MIT lehrte oder die psychoanalytische Theorie von Jaques Lacan, der sich mit der Entropie und dem Konzept des "jammings" eines Nachrichtenkanals bei seiner Definition der Signifikanten befasste. Selbst dort, wo seine "amerikanische" Idee der Entropie Gegner wie den russischen Mathematiker Andrei Kolmogorov hatte, regte sie zu umfangreichen Forschungen und der Bildung eines sowjetischen Zweiges zur Kybernetik an. Auch mit seinen Arbeiten zur Kryptografie und zur wissenschaftlichen Theorie des Jonglierens hat Claude Shannon Zeichen gesetzt. Zu seinem Geburtstag wird die ultimative Maschine eingeschaltet. (js)