Keine Handys mehr im Knast

Ein System zum Aufspüren von Handys in Haftanstalten soll in Nordrhein-Westfalen künftig verbotene Gespräche hinter Gittern stoppen.

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  • dpa

Ein System zum Aufspüren von Handys in Haftanstalten soll in Nordrhein-Westfalen künftig verbotene Gespräche hinter Gittern stoppen. "Die rasch fortschreitende technologische Entwicklung der Mobiltelefone lässt befürchten, dass die Gefahr von illegalen Außenkontakten von Gefangenen in Zukunft weiter zunehmen wird", sagte der nordrhein-westfälische Justizminister Jochen Dieckmann am heutigen Montag bei der Vorstellung des neuen Systems in der Justizvollzugsanstalt Gelsenkirchen.

Mit dem von Informatikern der Gelsenkirchener Fachhochschule entwickelten Verfahren können die Mobiltelefone zielgenau lokalisiert werden. Ein mit dem Messempfänger verbundener Computer schlägt rund um die Uhr Alarm, sobald die charakteristischen Funkwellen von Handys empfangen werden.

In den 38 Justizvollzugsanstalten in Nordrhein-Westfalen werden derzeit nach Angaben des Ministers pro Monat etwa drei bis vier eingeschmuggelte Handys sichergestellt. Es sei jedoch mit einer hohen Dunkelziffer zu rechnen. Mit Hilfe heimlich geführter Telefonate könnten Gefangene etwa Ausbrüche planen oder einen "schwunghaften Rauschgifthandel" von ihrer Zelle aus organisieren. "Das trifft den Strafvollzug ins Mark", sagte Dieckmann.

Bislang seien Erfolge beim Auffinden der Handys eher Zufallstreffer gewesen. Auch die Durchsuchung von Besuchern schütze nicht ausreichend vor den eingeschmuggelten Winzlingen. Aus rechtlichen Gründen sei auch der Einsatz von Störsendern zum Verhindern von Telefonaten bei den oft in Wohngebieten gelegenen Haftanstalten nicht möglich gewesen. Bisher vorhandene Geräte zum Aufspüren der Handys seien entweder viel zu teuer oder zu ungenau gewesen.

Nach einem rund sechsmonatigen Probebetrieb in Gelsenkirchen soll das neue System zunächst in den Haftanstalten in Köln, Wuppertal, Aachen, Dortmund und Werl eingeführt werden, kündigte Diekmann an. Es sei jedoch an einen flächendeckenden Einsatz in den nordrhein-westfälischen Justizvollzugsanstalten gedacht. Auch eine Reihe anderer Bundesländer habe schon während der laufenden Forschungsarbeiten "reges Interesse" an der neuen Technik bekundet, sagte Dieckmann. (dpa) / (jk)