Brasilien: WhatsApp-Blockade vorzeitig aufgehoben

Erneut ist eine WhatsApp-Blockade vorzeitig aufgehoben worden. Drei Tage sollte die Sperre dauern, nach 24 Stunden war der Messenger wieder nutzbar. WhatsApp hatte Einspruch gegen die Maßnahme erhoben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 19 Kommentare lesen
WhatsApp

(Bild: dpa, Jens Kalaene/Archiv)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Eigentlich hatte die brasilianische Justiz den Messengerdienst WhatsApp für drei Tage sperren lassen. Nun wurde die Sperre schon nach 24 Stunden aufgehoben. Wie O Globo berichtet, gab am Dienstag ein Gericht im Bundesstaat Sergipe dem Einspruch des Facebook-Tochterunternehmens zum vorzeitigen Ende der Blockade statt. Dies ist bereits das zweite Mal, dass die brasilianische Justiz eine WhatsApp-Sperre verhängt und die angegebene Sperrzeit per Gerichtsentscheidung wieder verkürzt wird.

Mit der rigiden Maßnahme sollte WhatsApp offensichtlich dazu gezwungen werden, Chat-Protokolle in Kriminalfällen an Ermittler auszuhändigen. Schon im Dezember gab es eine Blockade, die 48 Stunden dauern sollte. Nach 14 Stunden war die Sperre aber aufgehoben worden. Eine Geldstrafe wurde als angemessener empfunden.

Die gerade wieder aufgehobene Blockade war von Richter Marcel Montalvão angeordnet worden, der auch die kurzzeitige Festnahme des Vizepräsidenten von Facebook für Lateinamerika, Diego Dzodan, Anfang März verfügt hatte. Dzodan wurde vorgeworfen, er habe sich einer Anordnung widersetzt, Chat-Protokolle mutmaßlicher Drogenhändler weiterzugeben.

Während der Blockaden verzeichneten Konkurrenzdienste wie Telegram binnen kurzer Zeit Nutzerzuwächse in Millionenhöhe. In kaum einem Land wird WhatsApp so viel genutzt wie in Brasilien.

Via Twitter stellte Jan Koum das Vorgehen gegen WhatsApp infrage. Wird gegen andere Dienste mit "dem gleichen Sicherheitslevel" auch so vorgegangen?

(Bild: Twitter)

WhatsApp hatte mit Unverständnis auf die Sperre reagiert – im Rahmen der Möglichkeiten habe man immer mit der brasilianischen Justiz kooperiert. Mitgründer und Chef Jan Koum betonte in einem Facebook-Eintrag allerdings auch, dass man nicht nachgeben und die Sicherheit der eine Milliarde WhatsApp-Nutzer weltweit nicht gefährdet werde. Der Dienst stellte Anfang April komplett auf Ende-zu-Ende-Verschlüsselung um, bei der auch WhatsApp keinen Zugriff auf die Inhalte der Unterhaltungen hat.

Aufgrund der neu eingeführten Verschlüsselung wird die brasilianische Justiz womöglich andere Angriffspunkte finden müssen, wenn sie an Daten von Nutzern herankommen will. Denn die bisherigen Blockaden von WhatsApp bezogen sich mutmaßlich auf eine Zeit des Dienstes, in der die Daten der Nutzer noch nicht so gut geschützt waren. So kann dieser Fall als eine Episode in dem weltweiten Wettrüsten und Tauziehen zwischen IT-Firmen und Behörden um die Verschlüsselung von Daten und Privatsphäre angesehen werden.

Nach den Enthüllungen von Edward Snowden über die ausufernde Überwachung durch Geheimdienste wie der NSA setzten unter anderem Apple und Google vermehrt auf Verschlüsselung zum Schutz der Endgeräte und verteidigen das. Behörden fordern indes, sie müssten weiterhin Informationen per Gerichtsbeschluss bekommen können.

Zuletzt uferte der Streit zwischen Apple und dem FBI aus. Apple sollte dem FBI den Zugriff auf ein gesperrtes iPhone eines Attentäters ermöglichen. Apple weigerte sich dies zu tun und konnte viele Unternehmen des Silicon Valley und renommierte Sicherheitsexperten als Unterstützer gewinnen. Das FBI gelangte schließlich ohne Mithilfe von Apple an die Daten. (mit Material der dpa) / (kbe)