Midem: Internet, Handys und Musik wachsen zusammen (Update)

Für die Musikindustrie sei das Internet eine große Chance, sofern sie richtig genutzt werde.

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  • dpa

Das Internet, Mobiltelefone und Musik werden künftig stärker zusammenwachsen und eine Einheit bilden: "Alle Online-Dienste werden in Zukunft mit allen Arten von Geräten verlinkt sein", sagte Justin Chamberlain von Ericsson am Samstag in Cannes zum Auftakt der Konferenz Midemnet. Es werde dann möglich sein, mit Mobiltelefonen Lieder aus dem Internet herunterzuladen und anzuhören oder sich seinen Wunschtitel auf digitale Jukeboxen beispielsweise in Bars zu laden.

"Auch der Austausch von Songs oder anderen Daten von Handy zu Handy ist dann kein Problem mehr", sagte Chamberlain. Auf der Midemnet diskutieren am heutigen Samstag rund 1.000 Experten aus dem Online- und dem Musikgeschäft über Zukunftsstrategien. Am Sonntag beginnt dann in Cannes die weltgrößte Musikmesse Midem.

Das dies keine Science-Fiction ist, zeigt ein Projekt der japanischen Telekommunikationsgesellschaft NTT. 500 Songs wurden in Zusammenarbeit mit japanischen Plattenfirmen zum Abrufen für Handynutzer ins Mobilfunknetz gestellt, erläuterte Manager Kuniaki Naoi. Die Titel konnten zunächst angehört werden; zum Abspeichern auf kleinen Speicherkarten fielen Gebühren an. "Die Hälfte der meist jungen Nutzer, die sich die Tracks anhörten, haben sie auch gegen Geld runtergeladen", sagt Naoi.

Bei all diesen Ideen gebe es jedoch noch gehörige Probleme durch die zu geringen Übertragungskapazitäten, meinte Frank Boulben, Geschäftsführer des französischen Internetdienstes VivendiNet. "Die Infrastruktur für das mobile Internet ist noch nicht da." Mit dem neuen Mobilfunkstandard GPRS, der in diesem Frühjahr eingeführt werden soll, und dem in zwei bis drei Jahren folgenden UMTS-Standard seien dann aber viel höhere Übertragungsraten und damit auch viel mehr Dienste möglich.

Für die Musikindustrie sei das Internet eine große Chance, sofern sie richtig genutzt werde, sagte Michael Robertson, Gründer des Internet-Musikdienstes MP3.com, der nach einigen rechtlichen Auseinandersetzungen inzwischen Lizenzvereinbarungen mit den meisten Musiklabels geschlossen hat. "Bisher gab es aber keine Verbindung zwischen Plattenfirmen, Handel, Abspielgeräten und Software." Diese sei aber nötig, um das Potenzial von Musik im Internet geschäftlich voll zu nutzen. Mit dem Angebot MyMP3.com, das Kunden die Freisschaltung von MP3-Songs im Internet ohne vorherige eigene Encodierung ermöglicht, sei diese Verbindung zwischen den verschiedenen Komponenten da.

"Noch braucht man dazu eine Menge Technik: voll ausgestatte Computer mit den entsprechenden Komponenten und der richtigen Software", sagte Robertson. Doch bald könne man die im Internet hinterlegte Musik auch mit einer Art Decoder-Box am Fernseher oder direkt auf einem mobilen Abspielgerät oder im Auto anhören.

Zum Anhören von Webradio-Sendern gibt es bereits eine einfache Lösung. Elliot Solomon von der amerikanischen Firma iM Networks (früher Sonicbox) stellte auf der Midemnet ein Webradio vor, das man innerhalb seines Hauses herumtragen kann. Es empfängt die Internetradiostationen vom eigenen PC – momentan sind mehr als 800 über www.imnetworks.com verfügbar. In Kürze will Philips eine Art Internet-Stereoanlage herausbringen, die den Komfort einer herkömmlichen Anlage bietet, aber Webradio abspielt.

In Zukunft seien auch mobile Geräte geplant – unabhängig vom Standort des eigenen PC, das heißt im Auto oder als tragbare Geräte. Der Vorteil für die Radiomacher: Sie könnten ihre Werbung beziehungsweise ihr Programm direkt auf die Hörer zuschneiden, die sich mit ihrer E-Mail-Adresse und Angabe ihres Standortes einloggen. dpa) / (jk)