VDSL-Turbo Vectoring: Brüssel leitet Prüfverfahren ein

Die Entscheidung der Bundesnetzagentur, der Telekom den Vectoring-Ausbau an den Hauptverteilern zu erlauben, stößt in Brüssel auf Skepsis. Die EU-Kommission will genauer prüfen.

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VDSL-Turbo Vectoring: Brüssel leitet Prüfverfahren ein

(Bild: c't)

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Die EU-Kommission will die Entscheidung der Bundesnetzagentur genauer prüfen, der Deutschen Telekom den Einsatz der Vectoring-Technik im Nahbereich der Hauptverteiler zu erlauben. Die Kommission sei besorgt über mögliche Auswirkungen auf den Wettbewerb und künftige Investitionen für den Ausbau der Gigabit-Gesellschaft, heißt es in einer Mitteilung vom Dienstag.

In ihrer hierzulande heftig umstrittenen Entscheidung hatte die Bundesnetzagentur der Telekom erlaubt, das Vectoring auch in den dieser Technik bisher verschlossenen Nahbereichen der Hauptverteiler (Hvt) einzusetzen. Beim Vectoring bleibt anderen Anbietern der Zugriff auf die Teilnehmeranschlussleitungen in dem Bereich verwehrt.

Vectoring: der VDSL-Beschleuniger

Kaum ein Netzthema wird so kontrovers diskutiert wie das Vectoring: Mit der neuen Technik lassen sich bis zu 100 Mbit/s aus einem VDSL-Anschluss kitzeln - kein Wunder, dass die Telekom das anbieten möchte. Die Konkurrenz befürchtet aber eine Re-Monopolisierung des Markts, da Vectoring einen exklusiven Zugriff auf die letzte Meile erfordert. Kritiker befürchten zudem weitere Verzögerungen beim zukunftsträchtigen Glasfaserausbau.

Die EU-Kommission zeigt sich besorgt, dass diese technisch bedingte Bündelung von Anschlussleitungen dem Regulierungsziel des freien Zugangs zur letzten Meile entgegensteht und somit dem Wettbewerb schaden könnte. Zwar lobt die Kommission, dass 1,4 Millionen deutsche Haushalte mit dem Vectoring am Hvt erstmals Bandbreiten von 50 MBit/s erhalten können.

Doch stünden dem nennenswerte Einschränkungen für Wettbewerber gegenüber, die von der Telekom einen Zugang zur letzten Meile mieten, mahnt die Kommission. Die alternativen Zugangsarten, die im Zuge der Vectoring-Regulierungsentscheidung angeboten werden sollen, sind nach Ansicht der EU-Kommission nicht ausreichend, um Wettbewerb und Investitionsbereitschaft zu sichern.

Die EU-Kommission hat nun eine eingehende Prüfung der Regulierungsentscheidung der Bundesnetzagentur eingeleitet. Dafür hat sie drei Monate Zeit. Bis dahin wird die Entscheidung nicht umgesetzt. Ein echtes Veto-Recht hat die Kommission nicht, kann aber Änderungsvorschläge machen, welche die Bundesnetzagentur berücksichtigen sollte.

Zwar hatte die Bundesnetzagentur versucht, in ihrer Entscheidung die Kritik der Wettbewerber und des politischen Beirats zu berücksichtigen, doch konnte das die Telekom-Wettbewerber nicht besänftigen. Die Verbände der alternativen Netzbetreiber trommeln seit Monaten gegen eine "Re-Monopolisierung" des Telekom-Netzes im Bereich der Hauptverteiler. Für sie ist die Entscheidung der Kommission ein Etappensieg.

"Diesen Schritt begrüßen wir ausdrücklich und setzen darauf, dass die EU-Kommission im Nachgang ihrer eingehenden Prüfung deutliche Änderungen am Beschluss der Bundesnetzagentur einfordern wird", sagte Stephan Albers, Geschäftsführer des Breko-Verbands. "Die EU-Kommission hat ernsthafte Bedenken gegenüber einem weitgehenden Vectoring-Monopol in allen Nahbereichen der Hauptverteiler", freut sich auch VATM-Chef Jürgen Grützner.

Die Telekom hingegen sieht im Vectoring einen Leistungsträger für den Breitbandausbau und einen Zwischenschritt zum Glasfaser-Ausbau. Der Bundesregierung konnten die Bonner die Kupfertechnik schmackhaft machen, dass damit das Ausbauziel von flächendeckend 50 MBit/s zu erreichen sei.

"Die Entscheidung der EU-Kommission in einem komplexen Verfahren in die vertiefte Prüfung einzusteigen, kommt nicht völlig überraschend", sagte ein Sprecher. "Wir halten allerdings die Entscheidung der Bundesnetzagentur zum Vectoring im Nahbereich für ausgewogen und gehen davon aus, dass sie auch in Brüssel Bestand hat." (vbr)