Outdoor-Handys: Telefonieren beim Bungee-Jumping
Die Handy-Hersteller entdecken die Trend-Sportarten - Outdoor-Handys sollen auch beim Rafting oder Inline-Skating jederzeitige Erreichbarkeit gewährleisten.
Mountainbiking, Kickboarding, Rafting, Inline-Skating: Außer ihren englischen Namen haben diese Trendsportarten noch etwas anderes gemeinsam – sie werden an der frischen Luft betrieben. Und viele Aktive meinen offensichtlich, auch dabei über ihr Mobiltelefon erreichbar sein zu müssen. Wie viele Handys beim Sturz auf die Piste oder in den Bach ihren letzten Rufton ausgehaucht haben, ist nicht bekannt. Doch einige Mobiltelefonhersteller haben die Freizeitsportler schon als neue Zielgruppe ausgemacht und neue Produktlinien konzipiert: Outdoor-Handys.
"Unser Modell R 310s ist wasser-, stoß- und staubgeschützt und einfach besonders robust", sagt Anja Klein, Pressereferentin bei Ericsson in Düsseldorf. Am R 310s zeigt sich beispielhaft, wie empfindliche Geräte für härtere Einsätze getrimmt werden: So ist das Gehäuse des R310s mit Gummi-Einlagen verstärkt, damit es Stürze und Stöße heil übersteht. Gleichzeitig liegt es dadurch auch nass noch gut in der Hand. Damit kein Wasser eindringen kann, wurden Silikon-Dichtungen eingearbeitet. Mikrofon und Lautsprecher werden von Goretex-Membranen trocken gehalten.
"Die Anschlussbuchsen für das Zubehör unten am Handy sind durch eine Gummihülle verdeckt", sagt Anja Klein. Das Design der Antenne ist auffällig: Sie hat die Form einer Haifischflosse und ist durch die Gummi-Ummantelung praktisch bruchsicher. Knapp 700 Mark kostet das R 310s ohne Kartenvertrag. Noch härter im Nehmen dürfte das Ericsson R250s Pro sein: Das Handy wird zusätzlich durch ein Magnesium-Gehäuse geschützt. "Dieses Gerät ist allerdings eher für den professionellen Einsatz gedacht", meint die Ericsson-Sprecherin, "etwa für Handwerker, Bauarbeiter, Architekten oder Kuriere." Zusätzliche Besonderheiten erleichtern den Einsatz: Eine Sicherheitshalterung sorgt für festen Sitz, eine Freisprechfunktion und der Sofortzugriff auf das integrierte Telefonbuch ermöglichen einen unkomplizierten Einsatz auch mit nur einer Hand. Rund 1.000 Mark lautet die unverbindliche Preisempfehlung für das R250s.
"Robust und unverwundbar" – so wirbt der finnische Hersteller Nokia für das 6250. Und: "Durch und durch stabil". Dafür sprechen eine extra dicke Schutzummantelung, die aufwendig gepolsterte Lagerung des Innenlebens sowie ein praktisch wasserdichtes Gehäuse mit speziellen Membranen. Zudem sollen alle Bauteile nach Nokia-Angaben außergewöhnlich strapazierfähig sein. Auch das Innenleben ist auf den Firmen-Einsatz getrimmt: Das Handy beherrscht auch WAP. Raffiniert ist die Funktion der automatischen Lautstärkenkontrolle und des so genannten Sound Level Meters: Dabei wird die ungefähre Umgebungslautstärke in Dezibel gemessen und die Lautstärke entsprechend angepasst. Eine automatische Worterkennung ermöglicht nicht nur die Sprachanwahl, sondern auch das Schreiben von Kurzmitteilungen. Noch vor Weihnachten soll das Nokia 6250 in den Handel kommen, der Preis steht noch nicht fest.
Wer ein Outdoor-Handy für den professionellen Einsatz benötigt, der kann oft auch nicht auf einen stabilen mobilen Rechner verzichten: Mit dem Modell X-C 6250Pro von Itronix bekommt man sogar einen, der militärischen Standards entspricht, und die sind bekanntlich hart. "Die Geräte werden Vibrationen und Stürzen auf Ecken und Kanten ausgesetzt, mit Wasser bestrahlt und sogar mit einem Salznebel behandelt", sagt Daniela Prill, Marketing-Leiterin bei Itronix in Lohmar bei Köln.
Schlimmer kann man mit einem Laptop eigentlich nicht umgehen. Um bei diesen extremen Bedingungen keinen Datenverlust zu erleiden, wird die Festplatte des X-C 6250Pro auf einem speziellen Gel gelagert. So viel Leidensfähigkeit kostet, trotz eines relativ langsamen 266-Megahertz-Prozessors und abhängig von der weiteren Ausstattung, von 12.800 Mark an aufwärts. Eine Handheld-Variante, der FEX2, läuft unter dem Betriebssystem Windows CE und kostet rund 3.800 Mark.
Für diejenigen, die schon ein Handy besitzen und sich nicht unbedingt ein neues leisten möchten, hat ein Erfinder aus Baden-Baden Abhilfe ersonnen: Während eines seiner Schichtdienste hat Horst Busch, hauptberuflich Kommissar bei der Kriminalpolizei, eine Eingebung gehabt: "Wenn die Handys nicht stabil sind, dann muss es das Gefäß sein, in dem sie sich befinden." Das Ergebnis ist der "Handy-Safe". Er besteht aus bruchsicherem Polypropylen und ist mit Schaumstoff gepolstert: "Der 'Handy-Safe' kann am Gürtel getragen oder ans Fahrrad montiert werden", sagt Busch. "Es passt aber nicht nur ein Mobiltelefon hinein, Platz ist außerdem für das Portmonee und Dokumente." Auch am Strand soll der Handy-Safe vor Sandkörnern und starker Sonneneinstrahlung schützen. Selbst wenn er bei einer Bootsfahrt aus Versehen ins Wasser fällt, passiert nichts: "Mein 'Handy-Safe' schwimmt oben", verspricht Busch. Der Preis für den "Freischwimmer" liegt bei 50 Mark. (Venio Piero Quinque, gms) (jk)