Gastrobotics: Autonomie geht durch den Magen
Roboter, die fressen, um ihre Energie zu erzeugen.
An sich wäre es ja keine schlechte Idee, wenn Roboter nicht mit Batterien betrieben werden würden, die wieder aufgeladen werden müssen, oder mit Solarzellen oder ähnlichem ausgerüstet wären, sondern wenn sie sich wie alle Tiere unterwegs die benötigte Energie durch das zuführen, was sie essen und verdauen. In einem Projekt unter der Leitung von Stuart Wilkinson von der University of South Florida wird bereits der Prototyp eines solchen Gastrobots entwickelt.
Angeblich soll "Gastronome" oder "Chew Chew" bereits im August während einer Robotikkonferenz in Hawaii seine Verdauungskünste erstmals vorführen. Mit seinen drei, jeweils einen Meter langen Wägen mit Rädern gleicht er freilich eher einem Zug als einem Roboter. Kernstück des ansonsten wenig intelligenten Roboters ist eine mit Bakterien gefüllte Brennstoffzelle (Microbial Fuel Cell - MFC). Benutzt werden Bakterien der Art E. coli, die die Nahrung zersetzen und sie in Elektrizität umwandeln. Die "Lok" besteht aus dem Magen, dem "Mund", Ultraschall-"Augen" und dem Motor, der zweite Wagen ist die Batterie, der dritte führt eine Pumpe mit sich, die zur Energieerzeugung notwendig ist. Und gefüttert werden muss Chew Chew noch mit der Hand.
Bislang besteht die Nahrung des Roboters aus Zucker. Das erzeugt viel Energie und hinterlässt praktischerweise lediglich Wasser und Kohlendioxid. Später sollen dann aber auch andere Nahrungsquellen erschlossen werden, die allerdings auch mehr "Ausschuss" hinterlassen. Wer hätte das von Robotern gedacht?
Zwar würde Fleisch mehr Energie als pflanzliche Nahrung liefern, dafür hat die aber den Vorteil, dass sie sich nicht bewegt, während Fleisch normalerweise umherläuft und nicht so ohne weiteres zu fangen ist. Zumindest brauchen Fleischfresser, die möglicherweise auch einmal dem Menschen gefährlich werden könnten, noch mehr Energie. Daher konzentriert sich Wilkinson erst einmal auf vegetarische Roboter, die eher Kühen gleichen, auch wenn sie wie Züge aussehen. Möglicherweise sind dann die ersten Gastrobots Rasenmäher, die gleich das Gras, das sie schneiden, von ihren Bakterien in Energie umsetzen lassen.
Der kleine Nachteil von Chew Chew ist freilich, dass die MFC zwar klein genug ist, um auf einem sich bewegenden Roboter mitgeführt zu werden, gleichwohl aber nicht genug Elektrizität liefert, um ihn wirklich am Laufen zu halten. Daher werden nur die Batterien aufgeladen, und nur wenn sie voll sind, fährt Chew Chew ein wenig.
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