Von der Realität überholt

Viel zu wenig freie Hotspots in Deutchland, Schuld ist die nervige Störerhaftung – das musste mal deutlich beklagt werden! Dass sich die Politiker plötzlich besinnen, kam dann doch überraschend.

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Von der Realität überholt
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Urs Mansmann

Wann immer ich in Deutschland unterwegs bin, ärgere ich mich, wie wenige freie Hotspots es gibt und welche Verrenkungen oft nötig sind, um darüber online gehen zu dürfen. Und deswegen ärgerte ich mich darüber, als es in der Diskussion um die Störerhaftung für WLAN-Zugänge um genau diese lästigen Vorschaltseiten ging. Ein Häkchen setzen, dass man nichts Verbotenes tun wird, dann OK klicken. Dass das irgendwas bewirkt, außer die Nutzer zu nerven, bezweifle ich erheblich.

Meinem Unmut über den seit Jahren andauernden Stillstand in dieser Frage machte ich in einem Editorial in c't-Ausgabe 11/2016 Luft. Die Zeit, so befand ich, sei endlich reif für WLAN-Zugänge, wie sie sonst überall in der freien Welt üblich sind. Die Störerhaftung habe sich überlebt. Am Dienstag Mittag ging das Editorial mit meinem Rant in den Druck.

Am Mittwoch morgen fiel mir fast die Kaffeetasse aus der Hand: Online machten erste Berichte die Runde, der Entschluss, die Störerhaftung zu kippen, sei gefallen. Offenbar hatte das Machtwort der Kanzlerin gewirkt. Damit hatte ich nach sechs Jahren Diskussion nicht gerechnet, schon gar nicht so schnell.

Dummerweise ließ sich der Druck der aktuellen c't nun nicht mehr stoppen – obwohl mein Editorial-Wunsch über Nacht in Erfüllung gegangen war. Ich werde nach Pfingsten wohl viele Zuschriften beantworten müssen, warum ich etwas fordere, was bereits entschieden ist ... (uma)